"Wie sollen die alten Männer von der Peripherie rechtzeitig ankommen?"

Kardinal Zen beschwert sich über straffen Zeitplan nach Papst-Tod

Veröffentlicht am 22.04.2025 um 11:16 Uhr – Lesedauer: 4 MINUTEN

Hongkong ‐ Nach Franziskus' Tod hat Kardinaldekan Re einen straffen Zeitplan verfügt: Schon am Dienstagmorgen tagten die Kardinäle zum ersten Mal. Kardinal Joseph Zen geht das zu schnell. Er scheint sich übergangen zu fühlen – und beschwert sich öffentlich.

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Die Beratungen der Kardinäle nach dem Tod von Papst Franziskus beginnen für Kardinal Joseph Zen zu früh. Gegenüber mehreren Journalisten hat sich der emeritierte Bischof von Hongkong am Montagabend darüber beschwert, dass Kardinaldekan Giovanni Battista Re die Generalkongregationen bereits für Dienstag, neun Uhr, anberaumt hat. "Kardinal Zen möchte wissen, warum die erste Sitzung der Generalkongregationen so früh starten muss", heißt es in dem kurzen Statement. "Wie sollen die alten Männer von der Peripherie rechtzeitig ankommen?" Zu Lebzeiten von Franziskus gehörte Zen zu den schärfsten Kritikern des Papstes im Kardinalskollegium.

Gemäß der Ordnung für die Zeit der Sedisvakanz, der Apostolischen Konstitution "Universi Dominici gregis", ist der Kardinaldekan für die Information der Kardinäle über den Tod des Papstes und die Einberufung der Beratungen der Kardinäle in den Generalkongregationen zuständig. Die Generalkongregationen sind Versammlungen des gesamten Kardinalskollegiums, die bis zum Beginn des Konklaves tagen. Sie finden täglich statt. Das Konklave beginnt in der Regel 15 Tage nach dem Tod des Papstes, spätestens aber nach 20 Tagen.

Erste Absage fürs Konklave

Wahlberechtigte Kardinäle müssen an den Generalkongregationen  teilnehmen, die Kardinäle, die am Todestag über 80 Jahre alt waren, dürfen an ihnen teilnehmen. In seinem Brief an die Kardinäle hat Kardinaldekan Re die nicht wahlberechtigten Kardinäle herzlich eingeladen, in Übereinstimmung mit den Bestimmungen aber freigestellt, teilzunehmen. Trotz des klaren Wortlauts von "Universi Dominici gregis" scheint der 93-jährige Zen Zweifel zu haben, ob die nicht Wahlberechtigten tatsächlich teilnehmen dürfen. "Mit höflichen Worten werden sie daran erinnert, dass sie nicht zur Teilnahme verpflichtet sind, aber haben sie das Recht dazu – ja oder nein?"

Insgesamt sind 135 der 252 Kardinäle beim kommenden Konklave wahlberechtigt. Bereits jetzt steht fest, dass nicht alle potentiellen Papstwähler teilnehmen werden. Am Montag kündigte der bosnische Kardinal Vinko Puljić laut Medien an, aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Rom zu reisen. Zugleich zog der emeritierte Erzbischof von Vrhbosna ein durchwachsenes Fazit des Pontifikats. Franziskus hinterlasse "zahlreiche Erinnerungen, aber auch viele Enttäuschungen". (fxn)