Standpunkt

Was uns die Frauen aus den Oster-Evangelien zu sagen haben

Veröffentlicht am 24.04.2025 um 00:01 Uhr – Von Ricarda Menne – Lesedauer: 4 MINUTEN

Bonn ‐ In den Evangelien rund um Ostern tauchen immer wieder unterschiedliche Frauen auf. Ricarda Menne hat sich die Figuren angeschaut – und Botschaften entdeckt, die sie uns auch heute noch übermitteln können.

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Zugegeben: Ich brauchte den Hinweis, dass "im Johannesevangelium die Frauen gut wegkommen", um mal einen genaueren Blick auf die Frauen zu werfen, die uns in den Evangelien (nicht nur bei Johannes) rund um Ostern begegnen. Haben sie uns über die Entfernung von Zeit und Raum etwas zu sagen?

Da ist die Pförtnerin am Hof den Hohenpriesters, die Petrus in Bedrängnis bringt: "Bist nicht auch du einer von den Jüngern dieses Menschen?" (Joh 18,17). Zwar spielt sie in der Passionsgeschichte nur eine Nebenrolle, aber sie fordert Petrus auf, Farbe zu bekennen – und Petrus versagt. In einer Welt, in der Wahrheit und Deep Fake immer schwerer voneinander zu unterscheiden sind und Begriffe gezielt umcodiert werden, um ausgrenzende Gesinnung gesellschaftsfähig zu machen, braucht es mehr denn je Menschen, die sich nicht mit dem ersten Eindruck begnügen, die durch hartnäckiges Nachfragen, Zweifeln und Appellieren helfen, die Wahrheit ans Licht zu bringen – auch wenn diese Wahrheit bitter ist.

Unter dem Kreuz halten es die Frauen aus dem Umfeld Jesu aus, nachdem die Jünger längst geflohen sind. Ob ihnen zu Gute kam, dass die Machthaber sie – im Gegensatz zu Männern – offensichtlich nicht als Gefahr für die öffentliche Ordnung einschätzen? Es schenkt Hoffnung, sich immer wieder vor Augen zu führen, wo die Hartnäckigkeit und Standhaftigkeit derjenigen, die formell keine Macht haben, zu Veränderungen führt – ob es die Madres de Plaza de Mayo sind, die das Schicksal der während der Militärdiktatur in Argentinien spurlos verschwundenen Menschen sichtbar gemacht haben, die "Omas (und Opas) gegen Rechts" unserer Tage, oder eine schwedische Schulschwänzerin.

Und dann sind da die Frauen, die "am ersten Tag der Woche […] mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab" gingen (Lk 24,1). Mitten in der Katastrophe des Karfreitags tun sie das, was "dran" ist, was sich "gehört", was angesichts des schnellen Begräbnisses Jesu noch nicht geschehen ist: den Leichnam Jesu nachträglich für das Begräbnis bereiten. Sie werden die ersten Zeuginnen der Botschaft von der Auferstehung. In den kleinen und großen Katastrophen des Lebens gibt es Halt, wenn Menschen einfach das Naheliegende tun. Das macht die Katastrophe nicht ungeschehen, kann aber Auferstehung im Kleinen, im Alltag ermöglichen.

Von Ricarda Menne

Die Autorin

Ricarda Menne ist Lehrerin für Englisch, Geschichte und katholische Religion.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.