Pfarrer Schießler: Wir bewegen uns auf verheiratete Priester hin

Rainer Maria Schießler (64), Münchner Pfarrer und einer der bekanntesten katholischen Priester in Deutschland, sieht die Zölibatspflicht für seinen Berufsstand vor dem Ende. "Wir bewegen uns gerade schnurstracks auf den verheirateten Priester hin", sagte Schießler dem "Münchner Merkur" (Donnerstag). "Den wird es geben, wenn die zölibatäre Lebensweise als eine echte, freie Möglichkeit angesehen wird – und nicht mehr als Pflicht." Dass das so kommen werde, sei sicher, die Frage sei nur noch, wann.
So stellt sich der Münchner Pfarrer die Reform vor: "Verheiratete können Priester werden. Ebenso wie Unverheiratete, die es bleiben wollen. Das wird der erste Schritt Richtung Ende des Pflichtzölibats sein." Auch ein "sexuell aktiver, in einer ehelichen Beziehung lebender Mann" könne "ein sehr guter Priester sein".
"Wir verlieren gute Seelsorger"
Bisher müssen Priester ihr Amt aufgeben, wenn sie heiraten. Schießler findet "diese Hop- oder Top-Regelung" falsch. "Die bricht uns das Genick, weil wir damit gute Seelsorger verlieren." Dabei gehe es bei der Regel nicht um eine Glaubenswahrheit, sondern um ein veränderbares Strukturgesetz der Kirche.
Der Geistliche hat bereits vor Jahren öffentlich gemacht, dass er mit einer Frau in einer Beziehung lebt. "Wir sind füreinander da, werden immer füreinander sorgen und zusammen alt werden", beschreibt Schießler dieses "besondere Freundschaftsverhältnis". Einen Widerspruch zu seinem Versprechen als Priester, ehelos zu leben, sieht er nicht. "Das zölibatäre Leben bedeutet nicht Verurteilung zur Einsamkeit."
In der BR-Kultserie "Dahoam is dahoam" mimt Schießler derzeit einen Generalvikar, der sich mit einem Priester beschäftigen muss, der ein Verhältnis zu einer Frau verheimlicht aus Angst, seinen Job zu verlieren. Schießler sagte dazu: "Wir haben viele Fälle, wo das passiert. Man muss da auch sagen. Wer gegen den Zölibat verstößt, ist kein Versager." (KNA)