Ein Gang durch 2.000 Jahre Kirchengeschichte

Prägende Päpste

Veröffentlicht am 14.03.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Konklave

Bonn ‐ Wer waren die größten Päpste in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte? Selbst Historiker schauen dabei vor allem auf jene Zeiten und Epochen, die der Jetztzeit "wichtig" oder spannend erscheinen. Zu allen Zeiten, etwa auch im 9., 17. oder 18. Jahrhundert, hat es jedoch vorbildliche oder politisch bedeutende Papstfiguren gegeben, die ihre Zeit mitprägten. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) wagt eine Liste der "Größten":

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Simon Petrus (hl., gestorben um 64/67)

Der Apostelfürst , von Christus selbst ernannt zum "Fels", auf dem er seine Kirche erbauen wolle. Er sammelte die nach der Kreuzigung Jesu zerstreuten und verwirrten Jünger erneut in Jerusalem und gehörte fortan zu den Säulen der Jerusalemer Christengemeinde. Nach Missionsreisen in Kleinasien und einem Aufenthalt in Antiochien fungierte er bis zu seinem Märtyrertod als Leiter der entstehenden Christengemeinde Roms.

Statue von Leo dem Großen vor der gleichnamigen Kirche in Ohio/USA.
Bild: ©Nheyob/Creative Commons

Statue von Leo dem Großen vor der gleichnamigen Kirche in Ohio/USA.

Leo I., der Große (hl., 440-461)

Mit ihm erreichte der sogenannte päpstliche Primat, also die Vorrangstellung des Bischofs von Rom vor den anderen "Patriarchen" der Spätantike, seinen vorläufigen Höhepunkt. Theologisch vollzog sich dies im Zuge des christologischen Lehrstreits beim Konzil von Chalzedon (451). Politisch verhalf Leo dazu vor allem die Lage in Italien, das keinen handlungsfähigen Kaiser mehr hatte. Es gelang Leo durch persönliche Bemühungen, den Hunnenkönig Attila 452 von Italien und Rom fernzuhalten. Damit hatte der Papst zentrale Aufgaben des Kaisertums übernommen.

Gregor I., der Große (hl., 590-604)

Der erste Mönchspapst der Kirchengeschichte war ein Verwaltungsgenie, Verteidiger der Stadt, Krisenmanager der spätantiken Kirche, Kassenwart der Armen, heimlicher weströmischer Kaiser. Aus dem Kloster heraus wurde er in einer großen Krise Roms trotz seines Widerstrebens zum neuen Bischof gewählt. Im Angesicht von Pest und Hungersnot machte sich der selbst kränkliche Ordensmann mit großer Tatkraft ans Werk, versorgte die notleidende Bevölkerung mit Getreide und verhandelte mit den langobardischen Besatzern.

Gregor VII. (hl., 1073-1085)

Im sogenannten Investiturstreit um das Recht zur Einsetzung von Bischöfen reklamierte der vormalige Benediktinermönch Gregor VII. die päpstliche Vollgewalt über alle weltlichen Herrscher. Er zwang den mit dem Kirchenbann belegten Kaiser Heinrich IV. mitten im Winter zum Gang nach Canossa, wo dieser im Schnee über mehrere Tage um päpstliche Begnadigung bitten musste.

Papst Innozenz III. (Fresko im Kloster San Benedetto (Subiaco) in Subiaco, Latium, um 1219)
Bild: ©picture-alliance/akg-images

Das Fresko aus dem Jahr 1219 in Subiaco zeigt Papst Innozenz III. (1198 bis 1216) mit der Schenkungsurkunde des Klosters San Benedetto in Subiaco.

Innozenz III. (1198-1216)

In zahlreichen politischen Konflikten in Europa verstand er es, die Rechtsstellung der Kirche entscheidend zu stärken. Er billigte zunächst den fehlgeleiteten Vierten Kreuzzug, der in ein Massaker unter Christen und eine Plünderung des christlichen Konstantinopel mündete. Innozenz III. förderte die neu gegründeten und zeitweise häresieverdächtigen Bettelorden, vor allem die Dominikaner und Franziskaner, und integrierte sie in die kirchlichen Strukturen.

Julius II. (1503-1513)

Kriegerischer, eher wenig frommer Spross einer römischen Adelsfamilie, bestach Julius II. durch unbändige Energie und Tatkraft. Diese trug ihm den Beinamen "der Schreckliche" ein. Durch seine Feld- und Winkelzüge sicherte er die Existenz des bedrohten Kirchenstaates. Als großer Förderer der Kunst beauftragte er unter anderem den Neubau des Petersdoms und die Ausmalung der Sixtinischen Kapelle durch Michelangelo.

Leo XIII. (1878-1903)

Er wirkte als Versöhner der Kirche mit der modernen Welt, nachdem sein Vorgänger Pius IX. (1846-1878) jahrzehntelang einen Kurs der Abschottung und der Verurteilung zeitgenössischer Ideen gefahren hatte. Die erste Sozialenzyklika der Päpste, in der sich Leo XIII. der drängenden Arbeiterfrage widmete, begründete die katholische Soziallehre. Er wirkte als Diplomat auf internationalem Parkett, öffnete die Vatikan-Archive für die Wissenschaft und zeichnete sich durch ökumenische Gesinnung aus.

Benedikt XV. (1914-1922)

Er war der erfolglose, aber allseits hoch geachtete "Friedenspapst" im Ersten Weltkrieg. Selbst in der Türkei ehrt man ihn für seine vielfältigen humanitären Hilfsleistungen an die Notleidenden des Krieges. Seit Dezember 1921 gibt es in Istanbul ein Denkmal, aufgestellt bereits wenige Wochen vor seinem Tod. Die Inschrift erinnert an den "großen Papst der Welttragödie Benedikt XV. - den Wohltäter der Völker ohne Unterschied der Nationalität und Religion, zum Zeichen der Dankbarkeit des Orients".

Zweites Vatikanisches Konzil: Papst Johannes XXIII. bei einer Ansprache, links Kardinal Ottaviani.
Bild: ©KNA

Papst Johannes XXIII. bei einer Ansprache, links Kardinal Ottaviani.

Johannes XXIII. (selig, 1958-1963)

In seinem kurzen Pontifikat machte er die Fenster der Kirche weit auf, indem er überraschend ein Konzil der Gesamtkirche einberief. Das Zweite Vatikanum (1962-1965) veränderte die Kirche zutiefst. Die größte Kirchenversammlung des 20. Jahrhunderts öffnete den Katholizismus für die gesellschaftlichen und politischen Fragen der Zeit und für die Probleme der zeitgenössischen Menschen. Das Konzil brachte die Dimension der Weltkirche ins Bewusstsein und machte den Weg frei für einen ökumenischen wie interreligiösen Dialog. Der greise "Übergangspapst" hatte eine Zeitenwende ausgelöst.

Johannes Paul II. (selig, 1978-2005)

Der wohl bedeutendste Papst des 20. Jahrhunderts trug mit seinen politischen Botschaften und Symbolen maßgeblich zum Sturz des Kommunismus bei. Der "Papst aus Polen", der erste Nichtitaliener seit 455 Jahren, bereiste die Weltkirche in einem Maß wie keiner seiner Vorgänger. In seinen Lehrschreiben verurteilte er nicht nur den Kollektivismus, sondern auch maßlose Habgier und fehlende Solidarität eines ungebremsten Kapitalismus. Seine Versöhnungsgesten gegenüber dem Judentum und seine ökumenischen und interreligiösen Initiativen schrieben Geschichte. Im Gedächtnis blieb auch sein quasi öffentliches Leiden und Sterben.

Von Alexander Brüggemann (KNA)

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