Katholische Publizisten Deutschlands äußerten Sorge über Umstrukturierung

Polnische Bischöfe: Nachrichtenagentur KAI bleibt unabhängig

Veröffentlicht am 02.07.2025 um 09:42 Uhr – Lesedauer: 

Warschau/Köln ‐ Wollen Polens Bischöfe die Freiheit ihrer Nachrichtenagentur KAI beschneiden? Nun meldet sich die Bischofskonferenz zu Wort – und fühlt sich falsch verstanden. Auch der katholische Journalistenverband GKP schaltete sich in die Debatte ein.

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Die Polnische Bischofskonferenz weist die massive Kritik an ihren Plänen für die nationale katholische Nachrichtenagentur KAI zurück. Die KAI solle weder aufgelöst werden noch ihre redaktionelle Unabhängigkeit verlieren, sagte ein Sprecher auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Warschau. Es gehe vielmehr darum, "die von der Bischofskonferenz gegründeten Medienunternehmen umzustrukturieren, die Zusammenarbeit zwischen ihnen zu straffen und die mit der Arbeit dieser Einrichtungen verbundenen Ausgaben zu optimieren".

Zuvor hatte die Bischofskonferenz nach Rückfragen lediglich mitgeteilt, dass noch nicht endgültig über die Umstrukturierung der kirchlichen Medien und die Zukunft der KAI entschieden sei. Für konkrete Schritte seien erst weitere Gespräche notwendig, hieß es.

Chefredakteur aus Protest zurückgetreten

KAI-Gründer Marcin Przeciszewski hatte Polens katholischen Bischöfen vorgeworfen, sie wollten die Nachrichtenagentur an die Pressestelle der Bischofskonferenz anbinden und unabhängigen Agenturjournalismus verhindern. Aus Protest gegen "die faktische Liquidierung" der KAI gab Przeciszewski am Freitag seinen Rücktritt als Chefredakteur und Geschäftsführer bekannt – nach 32 Jahren in beiden Leitungspositionen. Der 66-Jährige ist einer der einflussreichsten katholischen Journalisten in Polen. 2018 wurde ihm der päpstliche Gregoriusorden verliehen, eine der höchsten päpstlichen Auszeichnungen für Laien.

Die KAI ist für Medienschaffende in Polen die führende Informationsquelle zu Kirchenthemen. Auch katholische und säkulare Medien in dem Land kritisierten die Umstrukturierungspläne der Bischöfe.

Joachim Frank
Bild: ©KNA (Archivbild)

Der GKP-Vorsitzende Joachim Frank zeigte sich am Dienstag besorgt über die Lage der polnischen Nachrichtenagentur KAI.

Der Sprecher der Bischofskonferenz erklärte nun, die Katolicka Agencja Informacyjna (KAI) habe völlig andere Aufgaben als die Pressestelle der Bischöfe: "Daher sollte sie eine unabhängige Medieneinrichtung der Polnischen Bischofskonferenz bleiben."

Die Bischöfe haben den Angaben zufolge den Auftrag erteilt, Optimierungsmaßnahmen zu prüfen, die auch die KAI beträfen. "Bislang hat die KAI sich geweigert, Gespräche darüber zu beginnen", so der Sprecher. Przeciszewskis Rücktritt wolle er nicht weiter kommentieren. Dessen Schritt werde das zuständige Gremium, der Stiftungsrat, erörtern. Diesem gehören fünf Bischöfe an.

Polnische Bischöfe stören sich seit einiger Zeit an Meldungen der KAI, etwa über die Aufarbeitung von sexuellem Kindesmissbrauch, in denen die Kirche schlecht wegkommt. Der Sprecher monierte in diesem Zusammenhang, die Agentur habe in manchen Beiträgen Informationen veröffentlicht, "die nicht ganz mit der Botschaft der Bischöfe übereinstimmten"

Katholische Publizisten besorgt

Am Dienstag hatte die Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands (GKP) ihre Besorgnis über die Umstrukturierungspläne geäußert. Insbesondere die Zusammenlegung der Nachrichtenagentur KAI mit der Presseabteilung der Bischöfe unter einer gemeinsamen Leitung lasse befürchten, dass eine vielfältige, unabhängige Berichterstattung nicht mehr erwünscht sei. "Das erklärte Ziel, nur mehr Positives über die katholische Kirche zu verbreiten, läuft dem Geist der Pressefreiheit zuwider, für die sich Papst Leo XIV. zuletzt mit überzeugenden Worten ausgesprochen hat", erklärte der GKP-Vorsitzende Joachim Frank am Dienstag in Köln. Die Absichten der Polnischen Bischofskonferenz widersprächen auch der Haltung ihres hochverehrten Landsmanns Papst Johannes Paul II., der sich immer wieder für Pressefreiheit weltweit eingesetzt habe.

Eine Beschränkung oder gar eine Verhinderung kritischer Berichterstattung über die Kirche werde ihrer Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit großen Schaden zufügen, sagte Frank. Die GKP versicherte dem zurückgetretenen KAI-Mitbegründer Przeciszewski ihre kollegiale Solidarität. "Wir appellieren an den polnischen Episkopat, von seinem Vorhaben abzulassen und sich organisatorisch und ideell zur Unabhängigkeit und Freiheit der Berichterstattung durch katholische Medien in Polen zu bekennen", sagte Frank. (mal/tmg/KNA)

2.7., 17:50 Uhr: Meldung nach weiterer Stellungnahme der Polnischen Bischofskonferenz aktualisiert.