Jesuanische Einladung zur Profilschärfung

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Wer schon einmal Bergsteigen war, der weiß, wie wichtig es ist, dass die Schuhsohlen ein gutes Profil haben. Rutschfeste und stabile Bergschuhe geben dem Bergsteiger Halt und Sicherheit – und das bei nahezu jedem Wetter.
Doch nicht nur bei Schuhen oder Reifen, sondern auch bei Meinungen und Einstellungen ist ein gutes Profil von Vorteil. An Menschen mit einem klaren Profil kann man sich besser orientieren, weil man weiß, woran man ist. In der heutigen Zeit kann man immer wieder Politiker beobachten, die ihr Fähnchen im Wind hängen haben. Sie passen ihre Meinungen und Entscheidungen je nach Stimmungslage oder öffentlicher Meinung an, was bei der Bevölkerung zu Orientierungslosigkeit und zu einem Mangel an Vertrauen führt. Unentschlossenheit und Wankelmütigkeit machen es schwer, Menschen zu folgen.
Ein klares Profil zeigen – das ist das Anliegen Jesu bei der Verkündigung seiner Botschaft. Er spricht davon, dass er gekommen ist, um Feuer auf die Erde zu werfen. Das Bild des Feuers steht hier nicht nur für Leidenschaft und Enthusiasmus, sondern auch für die Herausforderungen und Konflikte, die mit seiner Botschaft und seiner Einladung zur Nachfolge einhergehen.
Jesus weiß, dass er mit seiner Botschaft aneckt. Es gibt zwar viele, sie sich ihm begeistert anschließen, aber auch viele, die ihm ablehnend bis feindselig gegenüberstehen und ihn gar töten wollen. Doch er ist seinen Weg bis zum Äußersten weiter gegangen und seiner Botschaft treu geblieben bis in den Tod.
Und weil er um die Reaktionen der Menschen weiß, fordert er seine Anhänger zu einer klaren Entscheidung für oder wider seine Botschaft heraus. Er möchte von seinen Jüngern kein "Ja, gleich…" oder "Ja, vielleicht…" hören, sondern ein klares und entschiedenes "Ja" – mit allen Konsequenzen. Dabei kann es passieren, dass es innerhalb einer Familie zu Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen, ja sogar zu Trennungen kommt. "Der Vater wird gegen den Sohn stehen und der Sohn gegen den Vater."
Vermutlich ist dies vielen vertraut, die heute ein Leben in der engeren Nachfolge Jesu führen, etwa als Priester oder Ordenschristen: Die eigene Berufung muss vor der Familie, vor dem Freundeskreis, nicht selten gerechtfertigt oder gar verteidigt werden, weil man auf Unverständnis stößt, weil man mit dem Vorwurf konfrontiert wird, man würde zu viel Sicherheit aufgeben für eine ungewisse Zukunft. Und hier kommt wieder das Feuer ins Spiel: Wenn das Feuer in mir brennt, dann habe ich auch die Kraft und den Mut, diesen Weg zu gehen – mit einem klaren Profil. Denn ich weiß dann, wofür ich brenne und wofür ich stehe. So gesehen kann dieser Text eine Einladung zur Profilschärfung sein.
Evangelium nach Lukas (Lk 12,49–53)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden und wie bin ich bedrängt, bis sie vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung.
Denn von nun an werden fünf Menschen im gleichen Haus in Zwietracht leben: Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei; der Vater wird gegen den Sohn stehen und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter, und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
Die Autorin
Schwester Regina Greefrath CSA gehört dem Orden der Augustiner-Chorfrauen an. Sie unterrichtet am klostereigenen Gymnasium die Fächer katholische Religion und Spanisch und engagiert sich in der AG Berufungspastoral der Orden (AGBO).Ausgelegt!
Als Vorbereitung auf die Sonntagsmesse oder als anschließender Impuls: Unser Format "Ausgelegt!" versorgt Sie mit dem jeweiligen Evangelium und Denkanstößen von ausgewählten Theologen.