Lachen und Leiden
"Wenn dir das Lachen vergeht", lautet der Titel der 254-seitigen Publikation über Lachen, Leiden und sein Leben überhaupt. Darin geht der "Diaclown" bis in seine Kindheit zurück, als ihn zum ersten Mal dieser "schwarze Hund" anfällt. Vor drei Jahren schließlich setzte ihm die Depressions-Bestie derart zu, dass er der Bühne den Rücken kehrte und in einer Neusser Klinik Hilfe suchte. Mit Erfolg. Zwar ist der böse Vierbeiner nicht einfach verschwunden. Aber Pauels hat ihn einigermaßen gezähmt und unter Kontrolle gebracht, wie der Untertitel "Wie ich meine Depression überwunden habe" deutlich macht.
Für Nichtbetroffene ist es oft schwer nachzuvollziehen, was überhaupt in Depressiven vorgeht. Pauels findet Worte für sein Innenleben, spricht von der Antriebslosigkeit und dem Grübelzwang, vor allem aber von den Attacken grundloser und irrationaler Angst, die ihn nachts plötzlich bedrohen - ähnlich wie die in schwarze Kapuzenmäntel gekleideten "Dementoren" in den Harry-Potter-Büchern, die Kälte um sich verbreiten und einem die Seele aussaugen wollen.
Das Nichts erfahren
Pauels fühlt sich in dieser Situation wie in einem Kerker, der jede Hoffnung auf Ausbruch erstickt. "In diesem Kerker bist du allein. Du bist einsam. Kein Laut dringt herein, Kein Lichtstrahl erreicht dich dort." Und auch nicht die aufmunternden Worte der Ehefrau. Nicht mal die Liebe hilft, um dieser "Erfahrung des Nichts" ein Ende zu machen. Auch Erfolg auf der Bühne und tobender Applaus lassen den schwarzen Hund kalt. Und Alkohol? Der kann zwar teuflischerweise zunächst die bösen Gedanken vertreiben, die aber bei nachlassender Wirkung mit zehnfacher Heftigkeit wiederkommen. "Selbst der wärmste Sonnentag vermag nichts gegen die Eiszeit der Seele", schreibt Pauels.
Linktipp: Ein Papst wider den tierischen Ernst
Als Franziskus am Abend seiner Wahl an die Brüstung des Petersdoms trat und die Stadt Rom und den Erdkreis ganz simpel mit "Brüder und Schwestern ... guten Abend" grüßte - da ahnten viele, dass mit diesem Papst etwas nicht stimmt.Einen Ausweg aus der Hölle eröffnete ihm die Klinik. Dort machte man dem Patienten gleich zu Beginn klar, dass Depressionen kein Leiden an sich selbst oder der Welt sind. "Verbeißen Sie sich bloß nicht in die Idee, Ihnen sei in der Vergangenheit etwas Schlimmes passiert, dass Sie verdrängt haben", so der Arzt. Denn Ursache vieler Depressionen sind Stoffwechselstörungen, erfährt Pauels zu seiner Überraschung. "Bis dahin hatte ich es nicht gewusst. Oder nicht geglaubt."
Seit drei Jahren nimmt er ein Medikament, "mit dem ich wunderbar zurechtkomme". Es wirkt "lindernd und heilend, wie es das Insulin bei Zuckerkranken tut". Dennoch hat der Jeck, der 17 Jahre lang sich Session für Session dem Stress von 200 bis 300 Profi-Auftritten aussetzte, sein Leben grundlegend verändert. Der Theologe arbeitet nicht mehr nur im Nebenamt, sondern wieder hauptberuflich als Diakon.
Zwar wagt sich der Büttenclown auch hin und wieder auf die Bühne. Spaß an der Freud gibt es von ihm aber nur gelegentlich und als Amateur auf kleinen Sitzungen im Gemeindesaal - die Zeiten von "Hardcore-Karneval" mit Vertrag und Scheck nach den Auftritten sind vorbei.