Kirche gegen neue "Gesundheitserziehung"

Polens Bischöfe rufen Eltern zum Boykott von neuem Schulfach auf

Veröffentlicht am 02.09.2025 um 10:54 Uhr – Lesedauer: 

Warschau ‐ Das bisher freiwillige Schulfach "Erziehung zum Leben in der Familie" in Polen soll durch "Gesundheitserziehung" ersetzt werden. Doch die Bischöfe sind dagegen – und rufen die Eltern nun zum Widerstand auf.

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Die Bildungskommission der Polnischen Bischofskonferenz ruft Eltern auf, der Teilnahme ihrer Kinder am neuen Schulfach Gesundheitserziehung nicht zuzustimmen. "Sie haben das Recht, Ihre Kinder nach Ihren eigenen Überzeugungen zu erziehen. Wenn Sie jedoch feststellen, dass die Schule bestimmte Werte und Lebensprinzipien vermittelt, mit denen Sie nicht einverstanden sind, können Sie Einspruch erheben", heißt es laut dem Portal "deon.pl" (Montag) in einem Brief der Kommission. 

Das neue Schulfach soll ab dem Schuljahr 2025/26 das bisher freiwillige Fach "Erziehung zum Leben in der Familie" ersetzen. Darin soll über Methoden der Empfängnisverhütung, Kinderwunschtechnologien und Risiken im Zusammenhang mit Sexualität aufgeklärt werden. Dazu gehören Geschlechtskrankheiten, HIV und Aids. Ebenso befasst sich das Fach mit psychosozialen Überlegungen zum Schwangerschaftsabbruch. Formen sexueller Gewalt werden ebenfalls thematisiert. 

Großer Teil noch immer christlich 

Ein großer Teil der polnischen Gesellschaft vertrete noch immer die christliche Vision von Ehe und Familie, heißt es in dem Brief. Daher müsse die Einführung eines solchen Schulfachs, das sensible Themen behandle, auf einer breiten öffentlichen Debatte basieren, so die Kritik der Bischöfe. "Daher appellieren wir an Sie, liebe Eltern katholischen Glaubens, die vorgeschlagenen Gesundheitserziehungskurse sorgfältig zu prüfen und der Teilnahme Ihrer Kinder daran nicht zuzustimmen." 

Bereits in der vergangenen Woche hatten die Bischöfe beim Diözesanbischofsrat erneut den Religionsunterricht verteidigt und Kritik an der Einführung des neuen Fachs geübt. Der Vorsitzende der Bildungskommission der Bischofskonferenz, Bischof Wojciech Osial (Łowicz), hob zwar positive Aspekte hervor, jedoch sehe die Kirche auch Inhalte, die im Widerspruch zur kirchlichen Lehre stünden – insbesondere in Fragen der Moral und Sexualität. 

Hintergrund des Konflikts ist der Streit zwischen den Bischöfen und der Mitte-Links-Regierung über die geplante Halbierung der Religionsstunden in den Schulen. Anfang Juli erklärte das Verfassungsgericht die von der Regierung verfügte Reduzierung der Religionslehre von zwei auf eine Stunde pro Woche für verfassungswidrig. Bildungsministerin Barbara Nowacka wies das Urteil jedoch zurück, da das Parlament dem Verfassungsgericht im März 2024 die Legitimität abgesprochen hatte. Die Kirche Polens übte jedoch Kritik daran. (mtr)