Streit um Religionsunterricht: Kardinal Sarah unterstützt Bischöfe

Der ehemalige Präfekt des vatikanischen Gottesdienstdikasteriums, Kardinal Robert Sarah, kritisiert die Einschränkung des Religionsunterrichts für Kinder und Jugendliche in Polen. Heute werde alles getan, "um dem geistlichen Leben in Gott jede Tiefe zu nehmen, unter anderem durch die Einschränkung des Religionsunterrichts für Kinder und Jugendliche", sagte der Kardinal laut einem Bericht des Portals "eKai.pl" von Donnerstag. Zugleich stellte er sich gegen Auffassungen, die eine Trennung des biologischen Geschlechts vom kulturellen Geschlecht vertreten.
Sarah war Gast einer Konferenz über die Rolle des polnischen Katholizismus in Europa und in der Welt. Seine Kritik fällt in eine konfliktreiche Zeit, in der Polens Bischöfe und die Mitte-Links-Regierung über den Religionsunterricht und die Einführung eines neuen Fachs – der Gesundheitserziehung – streiten. In den vergangenen Wochen hatten die Bischöfe mehrfach den Religionsunterricht verteidigt und Kritik am neuen Fach geübt. Die Kirche sehe darin Inhalte, die im Widerspruch zur kirchlichen Lehre stünden, insbesondere in Fragen der Moral und Sexualität.
Das neue Fach soll ab dem Schuljahr 2025/26 das bisher freiwillige Fach "Erziehung zum Leben in der Familie" ersetzen. Behandelt werden sollen unter anderem Methoden der Empfängnisverhütung, Kinderwunschtechnologien sowie Risiken im Zusammenhang mit Sexualität, etwa Geschlechtskrankheiten, HIV und Aids. Auch psychosoziale Überlegungen zum Schwangerschaftsabbruch sowie Formen sexueller Gewalt sind Teil des Lehrplans. Die Bischöfe riefen Eltern dazu auf, ihre Kinder nicht an dem Fach teilnehmen zu lassen. Bis Ende September haben sie noch die Möglichkeit, eine Teilnahme ihrer Kinder abzulehnen. Unterstützung erhielten sie von Sarah: "Bleibt dem christlichen Erbe treu! Macht es zur Grundlage eurer Erziehung!"
Intellektuelle Verwirrungen
In diesem Zusammenhang betonte der Kardinal die Bedeutung der geistlichen und moralischen Erziehung. "Moralität ist – anders als wir es manchmal erfahren haben – weder Fessel noch bloße Bestätigung gegenseitiger Verhaltensweisen, die zu problematischen Handlungen führen. Sie ermöglicht vielmehr, frei zu leben und in Verantwortung gegenüber objektiven Normen zu handeln, die Leben verheißen." Zugleich stellte er fest, dass es auch im kirchlichen Leben häufig Unwissenheit und Unklarheiten gebe. Hier vermischten sich "schädliche intellektuelle und relationale Verwirrungen".
Im Streit um die beiden Fächer erklärte Polens Verfassungsgericht Anfang Juli die von der Regierung verfügte Reduzierung des Religionsunterrichts von zwei Stunden auf eine Stunde pro Woche für verfassungswidrig. Bildungsministerin Barbara Nowacka wies das Urteil jedoch zurück, da das Parlament dem Gericht bereits im März 2024 die Legitimität abgesprochen hatte. Die Kirche kritisierte dies, ebenso die Haltung der Regierung hinsichtlich des Unterrichts: Der Religionsunterricht habe "großes Potenzial" und könne einen wichtigen Beitrag zur Bildung leisten. (mtr)