Bei der DBK-Vollversammlung hat Max Deisenroth seinen ersten großen Einsatz

Glauben mit Musik nach draußen tragen: Der neue Fuldaer Domorganist

Veröffentlicht am 24.09.2025 um 00:01 Uhr – Von Matthias Altmann – Lesedauer: 

Fulda ‐ "Für mich ist es eine große Ehre, an einem solchen Ort wirken zu dürfen": Bei der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda begleitet Max Deisenroth als neuer Domorganist erstmals die Gottesdienste an der Orgel. Über seine Arbeit und sein Anliegen, das nicht nur ein rein musikalisches ist.

  • Teilen:

An die 100 Stufen zählt die breite Wendeltreppe, die Max Deisenroth zu seinem Arbeitsplatz hinaufsteigen muss. Manchmal auch mehrfach pro Messe – wie am Montag beim Eröffnungsgottesdienst der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Er wirkt allerdings nicht so, als mache das seiner Konstitution etwas aus, auch wenn es manchmal Stress bedeutet. Denn dieser ist es ihm wert. Seit dem 1. September ist Deisenroth Organist am Dom zu Fulda – und hat sich damit einen lang gehegten Traum erfüllt: für das Orgelspiel an einer Kathedrale zuständig zu sein.

Deisenroth ist 35 Jahre alt und stammt gebürtig aus dem hessischen Main-Kinzig-Kreis. Er hat eine lange, intensive Ausbildung hinter sich und dabei mehrere Stipendien und Auszeichnungen erhalten. Jemand also, dessen Talent früh sichtbar war. Und jemand, der bereits in jungen Jahren schon an mehreren Stellen Spuren hinterlassen hat. Bevor er in Fulda anfing, war er als Regionalkantor für die Kirchenmusik in der Aachener Bistumsregion Düren zuständig. Nun ist er also Domorganist. "Für mich ist es eine große Ehre, an einem solchen Ort wirken zu dürfen, an dem man die Kirchenmusik in ihren ganzen Facetten hat."

Vorfreude und Nervosität

Sein erstes großes Highlight nach rund drei Wochen im Amt erlebt er nun während der DBK-Vollversammlung. Eröffnungsmesse am Montagabend, Frühmessen am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag und die Bonifatius-Vesper am Mittwochabend. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich wäre nicht nervös gewesen vor dem Eröffnungsgottesdienst", räumt er ein. Die Gottesdienste mit den Bischöfen zu begleiten, ist für ihn etwas ganz besonders. "Die Vorfreude hier um den Dom herum war sehr stark zu spüren."

Kirchenmusik zu machen, sei immer sein großer Wunsch gewesen, erzählt er. Er kommt aus einem musikalischen Elternhaus und brachte sich selbst das Klavierspielen bei. Im Alter von 13 Jahren nahm er die ersten Orgelstunden. Und nach einem kleinen Umweg von vier Semestern Maschinenbau begann er schließlich ein Kirchenmusik-Studium. Mit der Zeit hat sich dann die Orgel als Schwerpunkt seines Schaffens herauskristallisiert.

Domorganist Max Deisenroth im Fuldaer Dom
Bild: ©KNA/Harald Oppitz

Max Deisenroth ist seit 1. September Organist am Fuldaer Dom.

Seine Faszination für das Instrument erklärt Deisenroth so: "Jede Orgel hat ihre eigene Persönlichkeit, und die muss man kennenlernen." Ein Organist müsse sich mit jedem einzelnen Register beschäftigen. Am Ende sei man wie ein Maler, der verschiedene Klangfarben zu einem Gemälde zusammenmischt.

Von Anfang an wurde ihm nahegebracht, die Orgel auch als ein Kunstwerk, als etwas von Menschen Erbautes zu betrachten. "Es ist wichtig, nicht nur auf dem Klang zu achten und mit dem Instrument zu arbeiten, sondern auch zu schauen, was dahintersteckt", erklärt Deisenroth.

Epochenübergreifende Klangfarben

Was das angeht, hat die Fuldaer Domorgel einiges zu bieten. "Wir haben ein Instrument, das zu einem Drittel aus historischem Pfeifenmaterial besteht. Somit haben wir auch epochenübergreifende Klangfarben." In den 1990er-Jahren wurde das Fundament der alten Orgel zu einem neuen Instrument geformt. "Wir sprechen dennoch von einer Orgel, die universell einsetzbar ist", betont der Organist: Sie ermöglicht ein großes Spektrum an Orgelmusik – von der Frührenaissance bis zur Moderne. Und: "Sie passt sich nicht nur klanglich, sondern auch optisch in den Kirchenraum ein." So seien in Verbindung mit dem barocken Inneren der Kathedrale viele Klangfarben möglich.

Bevor er an der Domorgel eine Kostprobe seines Könnens gibt, ist eines essenziell: Schuhe wechseln! Für das Orgelspiel braucht er ein Modell mit dünnerer Sohle, um besser mit den Pedalen in Verbindung zu kommen. Zudem sind die Schuhe schmaler, um nicht versehentlich andere Pedale zu erwischen. Dann legt Deisenroth los. Er improvisiert. Denn die Improvisation, das freie Spielen aus dem Moment heraus, ist sein großes musikalisches Steckenpferd. So könne man verschiedene Facetten des Instruments ausreizen.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Um seine Stelle antreten zu können, musste er ein langes und intensives Bewerbungsverfahren mit verschiedenen Castings durchlaufen. In der ersten Runde musste er sich einer Kommission vorstellen, sprach mit ihr über inhaltliche Dinge und musste eine künstlerische Aufgabe erfüllen. Aus vielen Bewerbern wurden schließlich vier ausgewählt, die in der zweiten Runde einen Gottesdienst mit Chören begleiten und schließlich ein öffentliches Konzert geben durften. Am Ende fiel die Wahl der vielköpfigen Jury auf Deisenroth.

Nun will er die Dinge erstmal in Ruhe betrachten und das dommusikalische Rad am Fuldaer Dom nicht neu erfinden, sondern erstmal laufen lassen. "Ich bin niemand, der direkt alles über den Haufen wirft", sagt Deisenroth. Schließlich habe sein Vorgänger Hans-Jürgen Kaiser, der 35 Jahre (so lange, wie Deisenroth alt ist) als Organist am Fuldaer Dom gewirkt hatte, das Feld sehr gut hinterlassen. Ohnehin gilt: In der Kirchenmusik ist ganz vieles Teamwork. Deisenroth ist in ständigem Austausch mit dem Domkapellmeister und dem Domzeremoniar.

Vielfältige Aufgaben

Wenn Deisenroth nicht im Gottesdienst an der Orgel sitzt, hat er viele andere Aufgaben zu bewältigen: die Vorbereitung von Konzerten im Dom, eigene Konzerte, Erstellung der Liedpläne – alles, was um den Dom herum anfällt. Zu seinem Job gehört aber auch die Leitung der Fachstelle Orgel und Glocken des Bistums Fulda sowie die Tätigkeit als diözesaner Orgelsachverständiger.

Seine musikalische Mission geht dabei mit einer anderen einher: "Mein Wunsch ist, durch die Orgel- oder die Kirchenmusik den Glauben musikalisch nach draußen zu tragen. Dass wir Menschen erreichen, die nicht so sehr mit der Kirche verbunden sind." Denn Potenzial dafür sieht er in der Musik genug: "Orgelmusik arbeitet unterbewusst und erreicht etwas bei Menschen, was Worte oft nur schwer schaffen."

Bei den deutschen Bischöfen hat er sich vor dem Eröffnungsgottesdienst schon mal vorgestellt. Die Rückmeldungen danach waren sehr positiv, sagt Deisenroth. Dann geht er die knapp 100 Stufen die Wendeltreppe wieder hinunter. Denn jetzt steht das Tagesgeschäft an: den nächsten Tag in und um den Dom herum musikalisch vorbereiten.

Von Matthias Altmann