Politiker lehnt nach Protesten Auszeichnung ab – Kardinal bedauert
Nach Protesten hat US-Senator Dick Durbin eine Auszeichnung durch Kardinal Blase Cupich (Foto oben) abgelehnt. "Senator Durbin hat mich heute darüber informiert, dass er beschlossen hat, bei unserer Keep-Hope-Alive-Feier keine Auszeichnung zu erhalten. Obwohl ich über diese Nachricht traurig bin, respektiere ich seine Entscheidung", erklärte der Erzbischof von Chicago am Dienstag (Ortszeit).
Das Erzbistum hatte geplant, Durbin im November für seine Verdienste in der Einwanderungspolitik zu ehren. Doch die Entscheidung stieß auf heftige Kritik: Bischöfe und Aktivisten verwiesen auf Durbins langjährige Unterstützung für Schwangerschaftsabbrüche. Cupich verteidigte die geplante Ehrung und erinnerte daran, dass die katholische Soziallehre weit mehr umfasse – etwa den Schutz von Migranten, die Sorge um Arme und den Einsatz für den Frieden.
Erzbischof: Preis für Migrationspolitik
"Ich möchte klarstellen, dass die Verleihung dieser Auszeichnung ausdrücklich seiner herausragenden Leistung bei der Einwanderungsreform und seiner unerschütterlichen Unterstützung für Migrantinnen und Migranten galt – etwas, das in unserer Zeit so dringend gebraucht wird", betonte Cupich. Der Kardinal nutzte die Stellungnahme zugleich für einen breiteren Appell. Er beklagte eine zunehmende Spaltung unter US-Katholiken, die den Zusammenhalt gefährde: "Die Tragödie unserer derzeitigen Situation in den Vereinigten Staaten ist, dass sich Katholiken politisch heimatlos fühlen."
Cupich warnte davor, Politiker pauschal zu verurteilen, und plädierte für Anerkennung und Dialog: "Eine totale Verurteilung ist kein Weg nach vorn, denn sie beendet jedes Gespräch. Aber Lob und Ermutigung können es eröffnen, indem sie die Geehrten anregen, ihre gute Arbeit auch auf andere Bereiche auszuweiten." Nur so könne die Kirche ihre Aufgabe erfüllen, die Würde des Menschen in allen Fragen zu verteidigen – vom Schutz ungeborenen Lebens über die Fürsorge für Kranke und Alte bis hin zur Unterstützung von Migranten und Flüchtlingen.
Cupich fügte hinzu: "Es gibt praktisch keine katholischen Amtsträger, die konsequent alle wesentlichen Elemente der katholischen Soziallehre verfolgen, denn das Parteiensystem lässt das nicht zu." Zugleich bekräftigte er die unveränderte Position der Kirche zur Abtreibung: "Seit dem ersten Jahrhundert hat die Kirche das moralische Übel jeder vorgenommenen Abtreibung bekräftigt. Diese Lehre hat sich nicht geändert und bleibt unveränderlich." (KNA)
