Es ging um eine "Wiedergutmachung" für die "Entweihung" des Petersdoms

Schepers: Sühnegebet von Bischöfen nach LGBTQ-Wallfahrt "skandalös"

Veröffentlicht am 10.10.2025 um 10:57 Uhr – Lesedauer: 

Bonn/Essen ‐ Vier Bischöfe baten nach einer LGBTQ-Pilgerfahrt und angeblichen "Entweihung" des Petersdoms um Vergebung. Für den DBK-Queerbeauftragten Ludger Schepers ist das ein beschämendes Signal: Die Kirche brauche nicht Sühne, sondern Selbstkritik.

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Der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Weihbischof Ludger Schepers, hat das "Sühnegebet" mehrerer Bischöfe nach einer LGBTQ-Vatikan-Pilgerfahrt verurteilt. "Es ist ein skandalöses Zeichen kirchlicher Engstirnigkeit und eine offene Zurückweisung all jener, die sich nach einer Kirche sehnen, die wirklich das Evangelium lebt", sagte Schepers der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag. Schepers ist Weihbischof im Bistum Essen. Das Gebet sei "kein Akt des Glaubens, sondern ein Akt der Ausgrenzung – ein Versuch, queere Menschen und ihre Präsenz im Glauben unsichtbar zu machen", so der Essener Weihbischof weiter.

"Sühnegebet" in den USA

Hintergrund ist eine Gebetsaktion, die vier Bischöfe – darunter der ehemalige US-amerikanische Bischof Joseph Strickland, der kasachische Weihbischof Athanasius Schneider, der Schweizer emeritierte Weihbischof Marian Eleganti und der niederländische Weihbischof Rob Mutsaerts durchgeführt hatten. Sie wollten damit nach eigener Darstellung eine "Entweihung" des Petersdoms durch eine LGBTQ-Pilgerfahrt im September wiedergutmachen. In dem Gebet war von "Unzucht" und "Sodomie" die Rede, die Pilgerfahrt sei eine "Plattform zur Legitimierung von Sünden gegen das sechste Gebot" gewesen. Die Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer.

Schepers widersprach den Bischöfen. Die Pilgerfahrt sei "kein Protest, keine Provokation, sondern eine Feier des Glaubens" gewesen. Sie habe "die lebendige Vielfalt der Menschen in der Kirche" gezeigt, die gemeinsam beteten, hofften und glaubten. "Diese Pilgerinnen und Pilger haben nicht gegen die Kirche gehandelt – sie sind Kirche."

Weihbischof fordert kirchliche Selbstkritik

Die Reaktion der konservativen Bischöfe bezeichnete Schepers als "beschämend". Sie entlarve "eine theologische und pastorale Haltung, die nichts mit Barmherzigkeit oder dem Geist Jesu zu tun hat". Wer für die bloße Anwesenheit queerer Christinnen und Christen um Vergebung bitte, zeige "nicht Frömmigkeit, sondern die Angst vor Vielfalt – und damit eine gefährliche geistliche Enge, die das Evangelium verrät".

Der Weihbischof forderte stattdessen Selbstkritik der Kirche: "Es braucht keine Wiedergutmachung für queere Gläubige. Die wahre Wiedergutmachung steht der Kirche selbst bevor – für die Wunden, die sie queeren Menschen über Jahrzehnte hinweg zugefügt hat." Die Kirche könne "nicht glaubwürdig von Liebe sprechen, solange sie Menschen ablehnt, die lieben". Wer die Türen schließe, entferne sich "vom Herzen Christi".

Schepers betonte abschließend: "Ich träume von einer Kirche, die endlich begreift: Vielfalt ist kein Problem, sondern ein Geschenk. Eine Kirche, die niemanden mehr kleinmacht, sondern groß. Eine Kirche, die wirklich glaubt, dass Gottes Liebe ohne Bedingungen gilt – für alle, ohne Ausnahme. Denn wer Menschen ausschließt, schließt Christus selbst aus." Mit dem englischen Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Rollenbildern übereinstimmt. Unter ihnen sind Personen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung die wohl größte Gruppe. (KNA)