Religionsfreiheit – das leise Menschenrecht
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Religionsfreiheit ist kein Thema, das fette Schlagzeilen produziert oder hohe Klickzahlen garantiert. Doch dass Menschen weltweit wegen ihres Glaubens verfolgt, diskriminiert und kriminalisiert werden, dass sie zur Konversion gezwungen oder gar ermordet werden – das verdient mehr Aufmerksamkeit. Und deutlich mehr Protest.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, 1948 in Paris verkündet, nennt in Artikel 18 die Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit. Es ist ein Ideal, das aus christlicher Sicht seine Wurzeln in der unantastbaren Würde jedes Menschen hat. Aber Religionsfreiheit steht nur auf dem Papier, ist nicht einklagbar. Selbst China garantiert Religionsfreiheit, zumindest formal. In der Praxis werden dort religiöse Gemeinschaften unterdrückt. Erst vor wenigen Tagen verhafteten Behörden 30 Pastöre und weitere Mitglieder der evangelikalen Zions-Gemeinde, es gab eine landesweite Razzia.
China ist kein Einzelfall. Wo sich Religion nicht kontrollieren lässt, gilt sie vielen autoritären Machthabern als Bedrohung. Auch in Eritrea, Iran und Nicaragua ist die Religionsfreiheit gefährdet. Offenbar wirkt die Rolle der Kirchen beim Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen in Europa bis heute wie ein warnendes Beispiel für Machthaber.
Gerade deshalb ist hier auch die deutsche Außenpolitik gefragt. Wer sich zu Menschenrechten bekennt, darf bei Verletzungen der Religionsfreiheit nicht schweigen – auch wenn wirtschaftliche Interessen locken. Der Einsatz für Religionsfreiheit ist immer auch Einsatz für Minderheiten: für die Kopten in Ägypten, für die Uiguren in China und alle, die wegen ihres Glaubens bedrängt werden und ihn nur heimlich leben können.
Doch man muss gar nicht so weit weg schauen. Auch in Deutschland nehmen Übergriffe auf Synagogen, Moscheen und Kirchen zu. Jüdinnen und Juden erleben Hass und Einschüchterung, Muslime ebenso. Solche Taten dürfen nicht verharmlost werden – sie gehören angezeigt.
Religionsfreiheit macht selten Schlagzeilen. Aber ihr Schutz ist nötig. Hier zeigt sich, wie frei eine Gesellschaft ist.
Der Autor
Christof Haverkamp ist Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der katholischen Kirche in Bremen und Senderbeauftragter der katholischen Kirche bei Radio Bremen.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.
