Stürmische Zeiten im schwäbischen Pilgerort

Maria Vesperbild: Wallfahrtsdirektor wehrt sich gegen Windparkpläne

Veröffentlicht am 27.10.2025 um 00:01 Uhr – Von Christopher Beschnitt (KNA) – Lesedauer: 

Maria Vesperbild ‐ Maria Vesperbild zwischen Augsburg und Ulm zählt zu den meistbesuchten Wallfahrtsstätten Süddeutschlands. Östlich davon sollen Windräder gebaut werden. Doch die Stimmung vor Ort ist turbulent – auch wegen Äußerungen des Wallfahrtsdirektors.

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Windräder, die davon profitieren könnten, gibt es zwar noch keine in Maria Vesperbild. Stürmische Zeiten sind es dort gerade aber allemal. Denn der geplante Bau eines Energieparks in etwa drei Kilometern Entfernung zu dem überregional bekannten bayerisch-schwäbischen Wallfahrtsort sorgt für Aufregung. Die für Maria Vesperbild zuständige Marktgemeinde Ziemetshausen fordert ebenso wie Wallfahrtsdirektor Michael Menzinger einen Fünf-Kilometer-Schutzradius um die Pilgerstätte.

Menzinger hat zu dem Thema schon mehrere Pressemitteilungen verschickt. Darin erklärte er etwa, sein Anliegen sei es, "die Wallfahrtskirche Maria Vesperbild als landeskundliche lebendige Einrichtung mit ihrer strahlenden Idylle zu schützen".

Jüngst wurde der Tonfall schärfer. Menzinger ging Jenny Schack an, CSU-Landtagsabgeordnete aus dem Landkreis Günzburg, zu dem Maria Vesperbild gehört. Schack habe im Landtag ein im März in der Nähe des Wallfahrtsortes entfachtes Mahnfeuer gegen den Windpark kritisiert. Sie habe dabei behauptet, "Krawallmacher von nicht vor Ort" seien zur Wallfahrt gefahren, um einen Scheiterhaufen mit brennendem Windrad zu bestaunen. "Dieses grobe Zerrbild von Maria Vesperbild, das Frau Schack in einer öffentlichen Sitzung des Bayerischen Landtags zeichnet, ist schäbig und unzutreffend", empörte sich Menzinger.

"Methode Scheiterhaufen"

Der Wallfahrtsdirektor führte aus: "Zum einen handelte es sich nicht um einen symbolischen Scheiterhaufen. Ein Scheiterhaufen ist ein Holzstoß für die öffentliche Verbrennung von zum Tode Verurteilten aus dem Mittelalter. Frau Schack insinuiert damit, dass die Katholische Kirche in Vesperbild rückständig und mittelalterlich wäre und die 'Methode Scheiterhaufen' in irgendeiner Weise befürworte." Und weiter: "Hier gibt es keine Scheiterhaufen und keine Hexenverbrennungen und wir halten Frau Schack auch nicht für eine Hexe." Ferner seien keine Krawallmacher von auswärts gekommen.

Schack entgegnet auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), sie habe in ihrer Rede eines der Gespräche des Abends zitiert. "Darin wurde deutlich, dass einige Personen von weiter her und in Gruppen angereist sind, um die Stimmung vor Ort aufzuheizen: 'Wir sind ja eigentlich gar nicht von hier. Wir sind in Bussen und Autos hergefahren.'" Schack betont zudem: "Eine Landtagsabgeordnete in den Zusammenhang mit Hexenverbrennungen zu stellen, halte ich für keinen guten Stil. Dies widerspricht meinem Verständnis von einem guten christlichen Miteinander."

Für seine Wortwahl erntete Menzinger auch Kritik aus seiner Heimatzeitung. Die "Mittelschwäbischen Nachrichten" kommentierten, Menzinger sei mit der Hexen-Aussage übers Ziel hinausgeschossen. Ihm sei jedes Mittel recht, um gegen Windräder zu kämpfen.

Bild: ©KNA/Christopher Beschnitt

Priester Michael Menzinger ist der Wallfahrtsdirektor des Wallfahrtsorts Maria Vesperbild.

Was nun meint der Wallfahrtschef zur Kritik an seiner Kritik? "Wer hat denn angefangen mit dem Scheiterhaufen?", fragt er auf KNA-Anfrage zurück. Sechs Monate nach dem Mahnfeuer habe Schack dieses erstmalig als Scheiterhaufen bezeichnet. Schack verweist indes auf einen Bericht der "Mittelschwäbischen Nachrichten" vom März, der das Feuer so benannt habe.

Zoff hin, Zank her – derweil sind die Eckdaten der Ende Januar öffentlich gewordenen Energiepark-Planung noch unklar. Anfangs war die Rede von 37 Anlagen rund um die Gemeinde Ziemetshausen, 266 Meter hoch. Aktuell sind etwa 15 Windräder im Gespräch. Allein: Erst im immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren werde die tatsächliche Zahl der Anlagen sowie deren Art und Höhe bekannt, sagt Markus Riethe, Direktor des Regionalverbands Donau-Iller in Ulm, der KNA. Der Verband ist für die Ausweisung von Windkraftgebieten im Bereich um Maria Vesperbild zuständig und hält sie in einem Drei-Kilometer-Abstand zum Wallfahrtsort für realisierbar.

Und noch etwas steht aus: eine Entscheidung des Landesdenkmalrats. Dieser will sich am 31. Oktober mit Maria Vesperbild befassen. Es geht um die Frage, ob die Wallfahrtskirche in die Liste der besonders landschaftsprägenden Baudenkmale in Bayern aufgenommen werden kann.

Enttäuschung vorprogrammiert

Sollten die Windkraftgegner darauf ihre Hoffnung setzen, dürften sie trotzdem enttäuscht werden. In dem Falle müsste laut Riethe das geplante Areal zwar nochmals genauer unter die Lupe genommen werden. Windenergie habe aber per Gesetz seit zwei Jahren Vorrang bei der Abwägung mit allen anderen Schutzgütern, außer der Landesverteidigung. Die Rechtsprechung dazu zeige, dass der Denkmalschutz nur noch sehr bedingt Windräder verhindern könne, so der Verbandsdirektor.

Für Altus Renewables sind das wohl gute Nachrichten. Das Unternehmen aus Karlsruhe will die Windräder bei Maria Vesperbild bauen – "wenn es denn einmal einen entsprechenden Auftrag des Regionalverbandes gibt", betont Geschäftsführer Constantin Wendt gegenüber der KNA. Wann es so weit sei? Unklar. "Fakt ist: Von Maria Vesperbild aus wird man Windräder im dahinterliegenden Wald nicht sehen, weil dazwischen ein Hügel liegt." Dies habe man durch eine Visualisierung geprüft, die allen Beteiligten vor Ort vorliege. Wendt ergänzt: "Windkraftgegner suchen oftmals einen Hebel, möglicherweise ist Maria Vesperbild zu einem solchen Hebel gemacht worden."

Wallfahrtsdirektor Menzinger hält dagegen: Erstens lägen auch andere Visualisierungen vor, die durchaus eine dominante Sichtbarkeit erwarten ließen. 266 Meter in den Himmel ragende Windräder werde man nicht verstecken können. "Zweitens: Wir können nicht abwarten, bis Fakten geschaffen worden sind und die Richtigkeit einer Visualisierung dann feststeht. Deshalb darf man doch durchaus berechtigte Anliegen im Verfahren einbringen. Damit bin ich kein Windkraftgegner und auch die engagierte Bevölkerung nicht."

Von Christopher Beschnitt (KNA)