Fremdenfeindlichkeit hat im christlichen Glauben keinen Platz
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Die Stadtbild-Äußerung von Friedrich Merz spaltet weiter die Gesellschaft. Aus christlicher Sicht irritiert besonders, dass sie vom Vorsitzenden einer Partei stammt, die sich "christlich" nennt. Um es deutlich zu sagen: Fremdenfeindlichkeit hat im christlichen Glauben keinen Platz! Solche Aussagen wirken wie gesellschaftliche Brandsätze – dagegen braucht es klare Kante!
Schon im Alten Testament heißt es im Buch Levitikus: "Wenn ein Fremder bei euch in eurem Land wohnt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der bei euch wohnt, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst; denn ihr seid auch Fremde gewesen in Ägypten." (Lev 19,33–34). Und im Neuen Testament, an zentraler Stelle, spricht Jesus im Gleichnis vom Weltgericht: "Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen." (Mt 25,35)
Ich bin Deutscher mit Migrationshintergrund – früher wurde ich als "Ausländerkind" bezeichnet. Derzeit bin ich in Peru unterwegs, wo ich selber "Fremder" bin, um die Arbeit meiner dominikanischen Mitschwestern und -brüder im Amazonasgebiet kennenzulernen, einer Region, in der die Bevölkerung unter zahlreichen sozialen und ökologischen Problemen leidet. Das Anderssein, das Fremde, habe ich in meinem ganzen Leben stets als Bereicherung erlebt!
Natürlich kann Fremdheit auch Angst machen. Unsere erste Aufgabe als Christinnen und Christen sollte es daher sein, diesen Ängsten zu begegnen – mit Empathie, mit Aufklärung und mit dem Hinweis auf die Schönheit der Vielfalt. Das Schüren von Ressentiments ist hingegen verantwortungslos – und schlicht skandalös.
Ja, es gibt Probleme in unserer Gesellschaft, für die die "Stadtbild-Debatte" symbolisch steht. Aber lösen können wir sie nur durch genaues Hinschauen, Differenzierung und den Mut, Ursachen zu benennen und anzugehen. Vor allem aber sollten wir wieder lernen, die Freude an der Vielfalt zu entdecken – die Neugier auf das Andere, und die Dankbarkeit für die Bereicherung, die jeder "Fremde" mit sich bringt. Denn nur so kann aus dem Fremden ein Teil von "uns" werden.
Der Autor
Max Cappabianca ist Mitglied des Dominikanerordens und unter anderem als Moderator von Kirchensendungen in Sat.1 tätig.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.
