"Keinen dieser Fehler aus bösem Willen oder vorsätzlich begangen"

Nach Missbrauchsstudie: Bischof Ackermann bittet um Verzeihung

Veröffentlicht am 30.10.2025 um 14:45 Uhr – Lesedauer: 

Trier ‐ "Es schmerzt mich" und sei "schrecklich" – so die ersten Reaktionen von Bischof Stephan Ackermann auf den neuen Missbrauchsbericht zum Bistum Trier. Mindestens 24 Menschen wurden in seiner Amtszeit Opfer sexualisierter Gewalt.

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Der Trierer Bischof Stephan Ackermann bittet Betroffene um Verzeihung für Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen. Wörtlich sagte er am Donnerstag in einer ersten Reaktion auf den am Vormittag vorgestellten Missbrauchsbericht: "Ich kann nur um Verzeihung bitten für das, was ich oder meine Mitarbeitenden Betroffenen sexualisierter Gewalt in unserem Bistum durch unser Handeln oder Nichthandeln an neuen Verletzungen zugefügt haben."

Der 139-Seiten-Bericht, in dem es auch um die ersten Jahre seiner Amtszeit zwischen 2009 und 2021 geht, benenne "die Fehler, die wir gemacht haben", fügte Ackermann hinzu. Er zeige zugleich das große Leid der Betroffenen, die Folgen des Missbrauchs und einen "teils nicht angemessenen Umgangs damit von Seiten der Verantwortlichen im Bistum".

Fehler "nicht aus bösem Willen"

Es schmerze ihn, die Schilderungen des Berichts zu lesen, ergänzte der Bischof: "Mindestens 24 Menschen, so sagt es die Studie, sind in meiner Amtszeit Opfer sexualisierter Gewalt geworden. Das ist schrecklich", betonte Ackermann. Ihn überkomme "Traurigkeit über das Geschehene". Die Studie eines Teams von Historikerinnen und Historikern der Universität Trier helfe, weil sie durch ihre tiefgehende Recherche plastisch zeige, "warum manche Fehler passieren konnten oder warum es Versäumnisse gab". Der Bericht zeige aber auch, "dass ich und meine Mitarbeitenden keinen dieser Fehler aus bösem Willen oder vorsätzlich begangen haben", unterstrich Ackermann.

Die Studie mache deutlich, dass ein "Lernprozess" der Bistumsleitung im Umgang mit Missbrauchsfällen erkennbar sei. "Die zurückliegenden 15 Jahre haben uns die zerstörerische Dynamik des Missbrauchs sehen gelehrt", gab sich Ackermann überzeugt. Er fügte aber hinzu: "Wir müssen uns sagen lassen, dass die nötige Perspektive der Betroffenenorientierung bis in die jüngste Zeit nicht immer konsequent eingehalten worden ist." Ackermann zollte den Missbrauchsbetroffenen "Respekt" für ihre Bereitschaft, "die Verbrechen, die Priester und Angestellte des Bistums Trier an ihnen begangen haben, anzuzeigen und darüber zu sprechen, oft in der Sorge, ob ihnen geglaubt wird oder ihre Anzeige ohne Konsequenzen bleibt".

In dem Bericht wird sexueller Missbrauch im Bistum Trier in den Jahren 2002 bis 2021 untersucht. Die Studie umfasst die Amtszeiten von Ackermann, der seit 2009 amtiert, und seines Vorgängers Reinhard Marx, der von 2002 bis 2008 Trierer Bischof war und heute Erzbischof von München und Freising ist. Beide hätten nicht alles getan, um Missbrauchsfälle transparent aufzuklären, lautet ein Fazit der Studie. (KNA)