"Ich war sehr gerne Bischof von Trier. Umso mehr schmerzt es mich, dass..."

Kardinal Marx bedauert Fehler im Umgang mit Missbrauch in Trier

Veröffentlicht am 30.10.2025 um 15:18 Uhr – Lesedauer: 

München/Trier ‐ Für das Bistum Trier liegt ein neuer Missbrauchsbericht vor. Er listet auch Versäumnisse des Münchner Kardinals auf, der dort sieben Jahre Bischof war. Reinhard Marx räumt Fehler ein – und sagt, er habe daraus gelernt.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen im Bistum Trier eingeräumt, das er von 2002 bis 2008 leitete. "Ich war sehr gerne Bischof von Trier. Umso mehr schmerzt es mich, dass ich erkennen muss, in dieser Verantwortung nicht allen Menschen gerecht geworden zu sein, die meiner bischöflichen Sorge anvertraut waren", erklärte Marx am Donnerstag in München. Er reagierte damit auf einen am selben Tag in Trier veröffentlichten Missbrauchsbericht.

Für die Amtszeit von Marx attestieren die Autoren ein Versagen der Trierer Bistumsleitung vor allem in der Fürsorge für Betroffene. Der Kardinal erklärte dazu, ihm sei nicht erinnerlich, dass ihn Betroffene damals um ein persönliches Gespräch gebeten hätten, aber vielleicht täusche er sich. "Wir alle, auch ich, waren damals nicht ausreichend sensibel und sind nicht aktiv und systematisch auf Betroffene, gerade im Blick auf die Vergangenheit, zugegangen, haben uns nicht angemessen in ihre Perspektive hineinversetzt."

"Mit dem Wissen von heute..."

Und: "Mit dem Wissen von heute würde ich natürlich manches anders machen, und wir handeln ja auch heute anders. (...) Das bedauere ich tief und bitte die Menschen um Verzeihung, denen ich nicht gerecht geworden bin." In seiner schriftlichen Erklärung gab Marx desweiteren an, ihm sei zu Beginn seiner Amtszeit in Trier keine Übersicht über bis dahin bekannte Missbrauchsfälle übergeben worden. "Es kam mir damals auch nicht in den Sinn, danach zu fragen."

Nach den damals gültigen Leitlinien der deutschen Bischöfe sei der Fokus darauf gelegen, Beschuldigte zur Selbstanzeige zu bewegen. "Im Rückblick ist klar, dass das keine angemessene Vorgehensweise war." Auch bewerte er heute die Aussagekraft forensischer Gutachten zum erneuten Einsatz von Seelsorgern nach Missbrauchsvorwürfen "sicher kritischer als damals". Ebenfalls seien Auflagen und Sanktionierungen sowie die Aufsicht unzureichend gewesen.

Durch seinen Wechsel nach München habe er das im Bistum Trier auch nicht wieder gutmachen können durch Aufarbeitung, Prävention und konsequentes Handeln in Betroffenenperspektive. In München hätten ihm viele persönliche Gespräche mit Betroffenen den Blick "für das Versagen der Institution geschärft, für die ich als Bischof auch im Ganzen einstehe". Seither habe sich vieles verbessert. "Wir werden diesen Weg konsequent gemeinsam weitergehen." (KNA)