Ist Maria Miterlöserin? Vatikan will sich äußern
Der Vatikan will die Rolle Marias bei der Erlösung erläutern. Das Glaubensdikasterium kündigte am Donnerstag eine lehrmäßige Note mit dem Titel "Mater Populi Fidelis" ("Treue Mutter des Volks") an, die am 4. November veröffentlicht werden soll. Laut dem Untertitel soll es dabei um "bestimmte Marientitel in Bezug auf Marias Mitwirkung am Heilswerk" gehen. Weitere Details des Schreibens sind noch nicht bekannt. Zu erwarten ist, dass es insbesondere um den seit Jahren diskutierten möglichen Marientitel "Co-Redemptrix", "Miterlöserin" geht. Schon im Juli hatte der Präfekt des Glaubensdikasteriums, Kardinal Víctor Manuel Fernández, angekündigt, dass seine Behörde an einem Dokument zur verschiedenen Themen der Mariologie arbeite.
Lehramtlich verbindlich wurden bislang vier Aussagen über Maria festgelegt: dass sie Gottesmutter ist, allzeit Jungfrau ist, ohne Erbsünde empfangen und leiblich in den Himmel aufgenommen wurde. Der Titel einer "Miterlöserin" tauchte erstmals im 15. Jahrhundert auf. Im 20. Jahrhundert wurde der Begriff unter andrem von den Päpsten Pius XI. und Johannes Paul II. verwendet. Die Mitwirkung Marias an der Lösung thematisierten auch Leo XIII., Pius X. und Pius XII. Letzterer schrieb in seiner Enzyklika "Ad caeli reginam" ("An die Königin des Himmels", 1954): Maria ist "Königin" wegen ihrer Gottesmutterschaft und "wegen ihrer einzigartigen Mitwirkung zu unserer Erlösung". Papst Franziskus hatte sich eher zurückhaltend geäußert. "Maria ist wie eine Mutter, nicht wie eine Göttin oder Ko-Mittlerin" zwischen Gott und den Menschen, sagte er 2021 in einer Katechese. Gleichwohl habe sie "als erste Jüngerin Jesu" eine besondere Rolle.
Eine lehramtliche Klärung der Frage der Rolle Mariens bei der Erlösung steht noch aus. Vorstöße, den Titel einer Miterlöserin offiziell zu approbieren oder zu dogmatisieren, haben die Päpste bislang zurückgewiesen. Die Frage wurde auch beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) diskutiert, die Kirchenkonstitution "Lumen Gentium (1964) verzichtete aber in ihrem Kapitel über Maria auf die Verwendung des Titels. Lehrmäßige Noten wie die angekündigte schaffen grundsätzlich keine neuen lehramtlichen Aussagen, sondern erläutern den Glauben der Kirche mit einem gewissen Grad der Verbindlichkeit. (fxn)
