Ökumenische Charta wird 21 Jahre nach Erstfassung aktualisiert

Europäische Kirchen unterzeichnen Update für die Ökumene

Veröffentlicht am 04.11.2025 um 13:39 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Augsburger Bischof Bertram Meier sieht in der aktualisierten Charta Oecumenica ein zukunftsweisendes Signal für die Ökumene in Europa. Er warnt vor frustrierten Reaktionen und wirbt für mehr Sensibilität.

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21 Jahre nach ihrer Verabschiedung wird am Mittwoch in Rom eine aktualisierte Fassung der Charta Oecumenica unterschrieben. Aus diesem Anlass würdigte der Augsburger Bischof Bertram Meier laut Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) von Dienstag die Bedeutung dieses Grundlagendokuments der Ökumene.

Bei einer gemeinsamen Tagung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) wurde Meiers Vortrag laut DBK verlesen. Darin eklärte der Bischof, der selbst Mitglied der Ökumenekommission der DBK ist und dem Gemeinsamen Komitee von CCEE und KEK angehört: "Die Charta Oecumenica ist nichts weniger als die praxisorientierte Verdichtung der Fortschritte bi- und multilateraler interkonfessioneller Dialoge auf europäischer Ebene und darüber hinaus. Sie wollte und will breit und gründlich rezipiert werden."

Asymmetrien Europas wahrnehmen

Meier warb dafür, die Vielfalt Europas als Hintergrund der Charta zu berücksichtigen: "Während in einigen Teilen Europas bestimmte Thesen der Charta von 2001 als zu mutig erschienen, konnten Gläubige aus anderen Kontexten ihre Frustration über die vermeintlich ökumenischen Selbstverständlichkeiten des Dokuments und seinen fehlenden Durchbruchscharakter nicht verbergen." Er prognostizierte, auch die aktualisierte Version des Dokuments werde ähnliche Reaktionen hervorrufen.

Der Bischof sagte weiter: "Bei einem Rezeptionsprozess auf europäischer Ebene kann es allerdings nicht um einen Geschwindigkeitswettbewerb gehen, sondern es muss ein gemeinsamer und von allen aufnehmbarer Rhythmus gefunden werden." Er plädierte dafür, die Kirchen in Europa sollten sensibler für diese Asymmetrien werden und sie "nicht als frustrierend", sondern als "kritisch-konstruktive Rückmeldungen" wahrnehmen, um zu einem zukunftsfähigen Miteinander zu gelangen.

Leitlinien für das Zusammenwachsen

Meier erinnerte, die Ökumene sei "nicht einfach selbstreferenzielle Beschäftigung von Experten, sondern Dienst zum Wohl des ganzen Leibes Christi". Deshalb sei eine weitere Rezeption der Charta notwendig: "Gerade weil wir eine fruchtbare Zusammenarbeit auf pastoraler Ebene wollen, müssen wir mutig und innovativ diskutieren", erklärt er. Deshalb dürften Praxis und Theorie keinen Gegensatz bilden.

1997 hatten KEK und CCEE beschlossen, Leitlinien für die ökumenische Zusammenarbeit und das Zusammenwachsen der christlichen Kirchen zu entwerfen. Dieser Text, die Charta Oecumenica, wurde 2001 unterschrieben und veröffentlicht. Seitdem haben sich weitere ökumenische Verbände der Charta angeschlossen. (KNA)