Nach Tod der Kessler-Zwillinge

Pfarrer Schießler sieht Egoismus bei assistiertem Suizid

Veröffentlicht am 18.11.2025 um 17:20 Uhr – Lesedauer: 

Köln/München ‐ Nach dem gemeinsamen Tod der Promi-Zwillinge Alice und Ellen Kessler beschäftigt das Thema assistierter Suizid viele Menschen – auch den Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler. Er wirft Fragen auf und hat Bedenken.

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Der über die bayerische Landeshauptstadt hinaus bekannte Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler sieht im assistierten Suizid einen bedenklichen Akt. "Ich glaube, da steckt schon, verzeihen Sie mir bitte diesen Ausdruck, ein gewisser Egoismus dahinter", sagte Schießler im Interview des kirchlichen Kölner Internetportals domradio.de am Dienstag.

Die berühmten Kessler-Zwillinge Alice und Ellen waren am Montag im Alter von 89 Jahren gestorben. Die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben bestätigte, sie habe die beiden beim assistierten Suizid begleitet. Schießler sagte: "Dass sie das Glück hatten, lebenslang zusammen zu sein, miteinander Karriere zu machen, arbeiten zu können, Menschen zu erfreuen – das war ein Geschenk".

Wunsch vor allem bei älteren Ehepaaren

Bei älteren Ehepaaren höre er oft, dass sie gemeinsam gehen wollten, so Schießler. Die Kessler-Zwillinge hätten gesagt, sie nähmen sich dieses Recht heraus. "Das bleibt ein Diskussionspunkt. Wie viel Recht kann und darf sich der Mensch herausnehmen?"

Verurteilen werde er weder die Kessler-Zwillinge noch andere, betonte der Geistliche. "Ich möchte als Gegengewicht meine Hoffnung auf die Antwort Gottes auf den Tod entgegensetzen." Hätte er von den Plänen gewusst, hätte er mit Nachdruck davon abgeraten. "Aber vor allem hätte ich dazu angeraten, in Dankbarkeit all das zu betrachten, was sie ein Leben lang erleben durften; und in Dankbarkeit etwas zurückzugeben, nämlich das eigene Leben." Dafür gebe es den Begriff der Resignation: "Ein Signum, das Abzeichen des Lebens, zurückgeben in die Hände des Schöpfers. Das dürfen sie auch hintereinander, das müssen sie gar nicht gemeinsam." (KNA)

Wenn Sie Suizidgedanken haben oder bei einer anderen Person wahrnehmen: Kostenfreie Hilfe bieten in Deutschland der Notruf 112, die Telefonseelsorge 0800 111 0 111 und das Info-Telefon Depression 0800 33 44 5 33. Weitere Infos und Adressen unter www.deutsche-depressionshilfe.de.