Schwester Regina Greefrath über das Sonntagsevangelium

Das wahre Königtum Jesu

Veröffentlicht am 22.11.2025 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
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Essen ‐ Könige sind häufig mächtig, prunkvoll und stehen über dem Volk. Nach dem Sonntagsevangelium steht für Schwester Regina Greefrath fest: Ihre Macht ist im Vergleich zum Königtum Jesu begrenzt. Und: Auch heute noch könne Jesu Reich sichtbar werden.

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"Heute ein König" – dieser Werbeslogan einer bekannten Biermarke klingt nach Leichtigkeit und Lebensfreude, nach freien Entscheidungen und unbegrenzten Möglichkeiten. Ein König erscheint darin als jemand, dem die Welt zu Füßen liegt, der sich Besonderes gönnen darf und unbeschwert in den Tag hineinlebt.

Wenn wir an Könige denken, tauchen häufig die Bilder aus Märchen auf: Ein Herrscher, der auf einem hohen Thron sitzt, umgeben von Prunk und Macht. Er regiert mit Befehlen, entscheidet über Schicksale, belohnt die Guten und bestraft die Bösen. Mal ist er weise und gütig, mal streng oder eitel, mal ratlos – aber immer steht er über den anderen, sichtbar herausgehoben.

Das Evangelium des Christkönigsfestes zeichnet jedoch ein völlig anderes Bild. Dort hängt Jesus am Kreuz – und über seinem Kopf steht: "Jesus von Nazareth – König der Juden". Kein Thron, kein Zepter, kein Hofstaat. Nur ein zum Tode verurteilter Mann, verspottet, verletzt, scheinbar machtlos. Neben ihm bittet ein Verbrecher um Erbarmen – und Jesus öffnet ihm sein Reich: "Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein." (Lk 23,43)

Hier zeigt sich das wahre Königtum Jesu:
Ein König, der nicht mit Strenge herrscht, sondern den Geringsten dient.
Ein König, der nicht erhaben im Palast thront, sondern demütig auf einem Esel reitet.
Ein König, der nicht sich selbst rettet, sondern sein Leben selbstlos für andere hingibt.
Ein König, der nicht Gewalt anwendet, sondern Liebe lebt.
Ein König, der nicht auf Abstand bleibt, sondern an der Seite der Leidenden steht und sich zu den Zöllnern und Sündern setzt.

Und dieses Königtum Jesu ist nicht vergänglich, sondern hat Ewigkeitscharakter. Im Hymnus der Vesper des Christkönigsfestes heißt es: "Reiche erstehen, blühen und zerfallen, aber das deine überdauert alle, denn deine Herrschaft ist von Gott verliehen, ewigen Ursprungs."

Auch wenn irdische Könige sich als "von Gottes Gnaden" verstanden, blieb ihre Macht stets begrenzt. Viele beriefen sich auf Gott, um ihre Herrschaft zu legitimieren – doch am Ende blieben sie Menschen: sterblich, fehlbar, abhängig von politischen Umständen und vom Lauf der Geschichte.

Das Königtum Jesu dagegen ist kein politisches Amt, kein Erfolg, keine Eroberung. Es hat seinen Ursprung nicht in dieser Welt, sondern in der Ewigkeit Gottes. Es ist nicht abhängig von politischen Entwicklungen, nicht bedroht von Feinden, nicht begrenzt durch Zeit. Es bleibt bestehen, selbst wenn alles andere vergeht.

Vielleicht wird sein Reich genau dort sichtbar, wo wir heute den Weg gehen, den auch er gegangen ist: den Weg der Demut, der Hingabe und des Friedens.

Evangelium nach Matthäus (Mt 12,46–50)

In jener Zeit, als Jesus mit den Leuten redete, standen seine Mutter und seine Brüder vor dem Haus und wollten mit ihm sprechen. Da sagte jemand zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir sprechen.

Dem, der ihm das gesagt hatte, erwiderte er: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er streckte die Hand über seine Jünger aus und sagte: Siehe, meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters tut, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.

Die Autorin

Schwester Regina Greefrath CSA gehört dem Orden der Augustiner-Chorfrauen an. Sie unterrichtet am klostereigenen Gymnasium die Fächer katholische Religion und Spanisch und engagiert sich in der AG Berufungspastoral der Orden (AGBO).

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