Bischofskonferenz stellt Arbeitshilfe zur Situation der dortigen Christen vor

Erzbischof: Lage in Nigeria ist "brutal und furchtbar"

Veröffentlicht am 03.12.2025 um 14:20 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Nigeria wird von einer neuen Welle der Gewalt überrollt. Jüngst wurden hunderte Mädchen und Jungen aus einer katholischen Schule entführt. Die Deutsche Bischofskonferenz hat nun eine Arbeitshilfe zur Lage der Chisten in Nigeria vorgestellt.

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Als "brutal und furchtbar" hat der Erzbischof von Abuja, Ignatius Kaigama, die Situation in seinem Heimatland Nigeria bezeichnet. "Wir sind alle müde wegen dieser Situation, müssen aber über sie sprechen", sagte Kaigama anlässlich der Vorstellung einer "Arbeitshilfe Nigeria" der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) am Mittwoch. Seit Mitte November wurden in Nigeria weit mehr als 400 Menschen verschleppt. Unter den Betroffenen sind hunderte Grundschulkinder der katholischen Schule St. Mary in Papiri im Bundesstaat Niger. Überwältigt von der Situation sei auch Präsident Bola Tinubu, sagte Kaigama und berichtete über ein Gespräch mit ihm. Mittlerweile rief Tinubu für das ganze Land den Sicherheitsnotstand aus.

Den internationalen Blick auf die Lage hatte zuvor US-Präsident Donald Trump mit seiner Aussage gelenkt, militärisch einzugreifen, falls die "Tötung von Christen" nicht aufhöre. "Wir waren erleichtert, als er das aussprach", sagte Kaigama. Trump habe Autorität und "uns gezeigt, was falsch läuft". Aus Europa müssten klare Statements folgen. Allerdings: Seit der Aussage Trumps hätten Entführungen noch zugenommen. Kaigama kritisierte auch dessen Alleingang: Bomben und Waffen würden zudem die Probleme nicht lösen, stattdessen müsse man die Wurzeln erkennen.

In Nigeria ist das ein komplexes Unterfangen: Das Land zählt mehr als 235 Millionen Einwohner und mehr als 250 Ethnien. Etwa die Hälfte der Bevölkerung bekennt sich zum Christentum, die andere, überwiegend im Norden lebende zum Islam. Religion ist ein wichtiger Identifikationsfaktor. Die Einnahmen aus den Rohstoffen – Nigeria ist Ölexporteur – sowie der Zugang zu Infrastruktur sind extrem ungleich verteilt.

Bischof Meier warnt vor holzschnittartigen Bewertungen

Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz, der Augsburger Bischof Bertram Meier, warnte vor holzschnittartigen Bewertungen. Es brauche Differenziertheit in Bewertung und Vorgehensweise. Ob Taten religiös motiviert oder ob andere Interessen im Spiel seien, lasse sich oft nur schwer beurteilen. "Denn ganz offenkundig greifen gerade in Nigeria, einem Land von vibrierender Religiosität, ethnische, politische, materielle und religiöse Faktoren allzu oft ineinander." Man spreche oft von "religiösen" Konflikten, auch wenn die primären Ursachen anderer Natur seien. Er betonte auch: Der islamistische Terrorismus, der vor allem im Norden ein Problem sei, richte sich gegen Christen, aber auch gegen Muslime, die der extremistischen Auslegung des Korans nicht folgen wollten.

Zum Schutz von Christen gehören nach Ansicht von Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen, auch der interreligiöse Dialog sowie Friedens- und Versöhnungsarbeit. Er verwies auf den Träger des Aachener Friedenspreises 2021, das Women's Interfaith Council in Kaduna. Christliche und muslimische Frauen organisierten darin gemeinsam Schulungen zur Konfliktlösung und böten Gewaltopfern sichere Unterkünfte sowie medizinische und psychosoziale Hilfe. Ein weiteres Beispiel sei das Projekt des Bischofs von Yola, Stephen Dami Mamza. Für Binnenflüchtlinge ließ dieser eine Siedlung bauen – mit einer Kapelle und einer Moschee, deren Bau das Bistum Yola selbst finanziert hat. Dieses Projekt sei ein beeindruckendes Zeichen für gelebte Religionsfreiheit und zeige, "dass diese essenziell für das friedliche Miteinander von Christen und Muslimen ist". (KNA)