Bist du der, der kommen soll?
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In diesen Adventswochen erlebe ich ein ständiges Hin und Her. Einerseits freue ich mich über den Duft des Weihnachtsmarktes, Lichterglanz und kleine Adventsrituale. Andererseits stapeln sich To-do-Listen, Termine und Verpflichtungen, und ich frage mich manchmal, wo zwischen all dem eigentlich Raum für Besinnlichkeit bleibt. Dieses Balancieren zwischen Vorfreude und Alltagsstress kommt dir vielleicht bekannt vor.
Mitten in dieses Hin-und-Her hinein spricht das heutige Evangelium. Johannes der Täufer, der so überzeugt auf Jesus hingewiesen hat, sitzt im Gefängnis und fragt: "Bist du der, der kommen soll?" Diese Frage berührt mich, weil sie so ehrlich und menschlich ist. Johannes, der große Rufer in der Wüste, ringt nun mit Unsicherheit. Er zweifelt. Er fragt nach. Wenn selbst er ins Zweifeln kommt, wie viel mehr dürfen wir es dann?
Und Jesus? Er antwortet nicht mit einem einfachen "Ja". Er verweist auf das, was geschieht: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Armen wird die Frohe Botschaft verkündet. Großes, kraftvolles Hoffnungsvolles. Jesus lädt Johannes und damit auch uns ein, die Spuren des Guten wahrzunehmen.
Vielleicht ist das genau die adventliche Haltung, die wir neu einüben dürfen: nicht nur nach spektakulären Zeichen zu suchen, sondern auch die zarten Bewegungen des Guten wahrzunehmen, in denen Gott heute spürbar wird – in Menschen, die uns aufrichten, in Momenten, die Licht bringen, ohne großes Spektakel, in leisen Hoffnungsschimmern, die zeigen: Gott lässt die Welt nicht sich selbst über.
Advent ist also kein Warten auf ein perfektes "Jetzt". Advent bedeutet, diese Spuren Gottes im Unfertigen zu erkennen – manchmal braucht es Mut, sie überhaupt zu sehen. Besonders dann, wenn wir uns wie Johannes fragen, ob Jesus wirklich kommt. Johannes zeigt uns: Zweifel gehören zum Glauben dazu. Sie können sogar der Anfang einer neuen Gotteserfahrung sein.
Wo entdeckst du in diesem Advent kleine Zeichen, die zeigen: Gott ist da – leise, unscheinbar, aber wirksam?
Evangelium nach Matthäus (Mt 11, 2–11)
In jener Zeit hörte Johannes im Gefängnis von den Taten des Christus. Da schickte er seine Jünger zu ihm und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?
Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.
Als sie gegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Siehe, die fein gekleidet sind, findet man in den Palästen der Könige.
Oder wozu seid ihr hinausgegangen? Um einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch: sogar mehr als einen Propheten. Dieser ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bahnen wird.
Amen, ich sage euch: Unter den von einer Frau Geborenen ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.
Die Autorin
Louisa Pötter ist ausgebildete Gemeindereferentin und arbeitet derzeit als Referentin für interne Kommunikation im Bischöflichen Generalvikariat des Bistums Osnabrück. Dort ist sie unter anderem für das Intranet verantwortlich.
Ausgelegt!
Als Vorbereitung auf die Sonntagsmesse oder als anschließender Impuls: Unser Format "Ausgelegt!" versorgt Sie mit dem jeweiligen Evangelium und Denkanstößen von ausgewählten Theologen.
