Achtung vor geistlichem Missbrauch in charismatischen Bewegungen

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Seit Jahren befassen wir uns als Hauptamtliche in der Hochschulpastoral bundesweit mit charismatischen Erneuerungsbewegungen, die von einzelnen Bischöfen mit Aufgaben in Hochschulgemeinden betraut wurden. Besonders bewegten uns kritische Stimmen aus Passau, die uns schon sehr bald erreichten, nachdem die FOCUS-Missionare dort die Arbeit aufgenommen hatten. In der am 16. Dezember ausgestrahlten ARD-Dokumentation "Die hippen Missionare – mit Jesus gegen die Freiheit" finden sich Erfahrungsberichte wieder, wie wir sie schon damals gehört hatten. Nur wagte es vor wenigen Jahren noch niemand, damit an die Öffentlichkeit gehen.
Es sind Zeugnisse über manipulierende Praktiken innerhalb der Loretto-Gemeinschaft, im Gebetshaus Augsburg und bei den FOCUS-Missionaren. Menschen, die sich jetzt vor die Kamera trauen oder auch anonymisiert über das sprechen, was sie erlebt haben, verdienen unsere Solidarität.
Vor allem die verengende Fixierung auf das Thema Sexualität, wie sie in den genannten Gruppierungen wahrzunehmen ist, ließ bei vielen von uns, die junge Menschen während ihres Studiums begleiten, die Alarmglocken schrillen. Auf einer bundesweiten Tagung im Herbst 2023 haben wir uns deshalb mit der Frage des verantwortlichen Umgangs mit geistlicher Autorität in unserem Arbeitsfeld beschäftigt. In diesem Kontext haben wir uns auch intensiv mit Gruppierungen befasst, die junge Menschen nicht in einem selbstbestimmten Glauben stärken, sondern manipulativ zu einem Bekenntnis drängen, dem man sich unterzuordnen hat.
Am Ende unserer Konferenz stand der Entschluss fest, Standards für Selbstverpflichtungen zum Schutz vor geistlichem Missbrauch in der kirchlichen Arbeit im Kontext von Hochschulen zu erarbeiten. Mit dem Text, der im Herbst 2024 bei der Mitgliederversammlung des Bundesverbands verabschiedet wurde, wurde die Sensibilität in unserem Arbeitsfeld erhöht.
Charismatische Bewegungen mögen junge Menschen ansprechen, vielleicht auch in ihren Bann ziehen, der "Erfolg" gibt ihnen aber eben nicht immer Recht. Alles kirchliche Handeln muss sich nach dem Aufdecken sexualisierter Gewalt und geistlichen Missbrauchs auf Motive und Wirkung hinterfragen lassen. Gut, dass dies in der ARD-Dokumentation geschehen ist.
Der Autor
Burkhard Hose ist Hochschulpfarrer in Würzburg.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.