Nach Glück die Qual der Wahl
Hans Maier, Rita Waschbüsch, Hans-Joachim Meyer und Glück - bei den vorausgehenden Wahlen gab es keine personelle Alternative. Jetzt kandidieren zwei CDU-Politiker für das Spitzenamt im deutschen Laienkatholizismus und sorgen damit für einen Generationswechsel: die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Maria Flachsbarth (52), und der CDU-Landtagsabgeordnete in NRW, Thomas Sternberg (63).
Unionspolitiker mit Blick auf Kirchenpolitik
Politisch und kirchenpolitisch dürfte es nur wenige Unterschiede zwischen den beiden geben. Die ZdK-Spitze bleibt in Unionshand, auch wenn das ZdK viel pluraler geworden ist und Sozialdemokraten und Grüne wie selbstverständlich dabei sind. Beide gehören zu den Unterstützern der von katholischen Laien gegründeten Schwangerschaftsberatungsorganisation "Donum Vitae", die - entgegen der Weisung des Papstes - den vom Gesetzgeber geforderten Beratungsschein für eine straffreie Abtreibung ausstellt.
Flachsbarth und Sternberg haben sich kritisch zu kirchenpolitischen Entwicklungen geäußert: Erst kürzlich rief Flachsbarth zu einer Gender-Debatte "auch in der katholischen Kirche" auf. Sie plädiert dafür, dass Frauen Diakoninnen werden sollen. Sternberg gehörte 2011 mit Bundestagspräsident Norbert Lammert und den früheren Ministerpräsidenten Bernhard Vogel, Erwin Teufel und Dieter Althaus (alle CDU) zu den Verfassern eines Aufrufs an die Bischöfe, sich für eine Lockerung des Zölibats und die Zulassung "erprobter verheirateter Männer" zum Priesteramt einzusetzen.
Bei so ähnlichen Positionen könnte die Frage, ob nach der saarländischen CDU-Politikerin Rita Waschbüsch - von 1988 bis 1997 als erste Frau an der Spitze des ZdK - wieder eine Frau das ZdK führt, ein entscheidendes Wahlkriterium werden.
Mit der Präsentation von gleich zwei Kandidaten straft das ZdK Aussagen Lügen, es gebe kaum noch repräsentable Kandidaten in den Reihen des Gremiums. Hintergrund waren die Querelen des ZdK mit den Bischöfen, die 2009 dazu führten, dass die Bischofskonferenz den designierten ZdK-Präsidenten und hessischen Bildungs-Staatssekretär Heinz-Wilhelm Brockmann ablehnten. In der Not und entgegen seiner Lebensplanung ließ sich der CSU-Spitzenpolitiker Glück vor den Karren spannen.
Zeitbudget ist laut Glück eine enorme Belastung
Glück, der das ZdK seit sechs Jahren souverän durch mehrere Kirchenkrisen - den Missbrauchsskandal, die Affäre Tebartz-van Elst und die Debatte um die Kirchenfinanzen - steuerte und von der "Süddeutschen Zeitung" deshalb als der "Unersetzbare" tituliert wurde, machte auch deutlich, wie fordernd dieses Ehrenamt ist. Gremienarbeit, Interviews, Kontakte zu Politik und Verbänden: Das Zeitbudget sei eine enorme Belastung, räumte der 75-Jährige ein.
Das werden auch die potenziellen Nachfolger im Blick haben, die beide mehrere Ämter in Politik und Gesellschaft ausfüllen. Das ZdK bleibt damit auch seiner Linie treu, nach Präsidenten zu suchen, die nicht nur kirchenintern engagiert sind, sondern auch politischen Einfluss und ein Standing in der Öffentlichkeit haben.
Die in Lünen geborene Tiermedizinerin Maria Flachsbarth (52) ist Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis Hannover-Land. Seit 2013 ist sie Parlamentarische Staatssekretärin, zuvor war sie Kirchenbeauftragte ihrer Fraktion. Seit 2011 steht sie auch an der Spitze des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB). Seit Juli ist die zweifache Mutter Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen-Energie-Agentur (dena).
Der Germanist, Theologe und Kunsthistoriker Sternberg (63) ist seit 1988 Direktor der Katholischen Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster. Seit 2005 gehört der Vater von fünf Kindern dem Düsseldorfer Landtag an, eine Zeit lang als kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Seit 2001 ist der gebürtige Sauerländer Honorarprofessor für Kunst und Liturgie an der Uni Münster. Von 2003 bis 2007 war er zudem Mitglied der Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" des Bundestages.