Kurienerzbischof betont Bedeutung der christlichen Hoffnung

Gänswein setzt auf Heilkraft des Glaubens

Veröffentlicht am 09.11.2015 um 12:03 Uhr – Lesedauer: 
Sonntga, 6. Januar 2013: Bischof Gänswein nach seiner Weihen mit Bischofsstab und Mitra.
Bild: © KNA
Gesundheit

Bonn ‐ Der Glaube kann helfen, Krankheiten zu lindern, ist Kurienerzbischof Georg Gänswein überzeugt. Im Interview mit der "Bild"-Zeitung sprach der enge Mitarbeiter von Franziskus und Benedikt XVI. über die Bedeutung der Hoffnung in schweren Zeiten.

  • Teilen:

"Das letzte Wort hat der Glaube, der Hoffnung schenkt, mit der Krankheit richtig umzugehen", ergänzte Gänswein. Gläubige dürften nicht erwarten, dass sie nach einem Gebet um Heilung automatisch gesunden würden. "Der Satz 'Dein Wille geschehe' heißt, den Willen Gottes zu erkennen und anzunehmen, auch in einer Krankheit." Zweifel seien in solchen Situationen "menschlich und auch ganz normal", erklärte Gänswein. "Aber ich betone, der Zweifel darf nicht das letzte Wort haben."

In Lourdes ist die Gottesmutter präsent

Als hilfreich für Kranke empfinde Gänswein Wallfahrten zu Orten wie Lourdes. "Oft tritt die körperliche Heilung nicht ein, aber es geschieht eine große Heilung an der Seele und an der inneren Einstellung." Er selbst spüre in Lourdes die Gegenwart der Gottesmutter Maria. Diese Begegnung gebe ihm Kraft, "bei all den Sorgen und Nöten nicht mutlos zu werden oder gar daran zu zerbrechen", sagte Gänswein. "Deshalb erfahre ich an der Grotte von Lourdes tatsächlich eine heilende Begegnung."

„Enttäuschte Hoffnungen sind Gift für die Seele, erfüllte geben ihr Flügel.“

—  Zitat: Kurienerzbischof Georg Gänswein

Große Erwartungen in die Heilkraft des Glaubens könnten jedoch auch enttäuscht werden, so Gänswein weiter. "Hoffnungen sind sehr empfindliche Wesen." Zugleich sei die Hoffnung jedoch eine göttliche Tugend und daher für den Menschen bedeutsam. "Auch wenn die Gefahr besteht, dass eine Hoffnung enttäuscht wird, so ist das menschliche Leben ohne sie am Ende nicht lebbar", sagte Gänswein.

Gänswein schätzt die römische Küche

Auch er selbst bete für seine eigene Gesundheit, erklärte Gänswein weiter. Außerdem habe er die Angewohnheit, täglich ein Gebet in den Anliegen der Menschen zu sprechen, die ihn darum bitten. Körperlich halte sich der Kurienerzbischof vorrangig durch Treppensteigen und Spaziergänge fit. "Wenn wir spazieren gehen, in den Bergen, am Meer, im Wald, hilft uns das, innerlich freier zu werden", so Gänswein. Die römische Küche trage ebenfalls zu seiner Gesundheit bei, auch wenn es ihm manchmal schwer falle, Maß zu halten. "Hier hilft mir die Erinnerung an eine der vier Kardinaltugenden: die Mäßigkeit."

Kurienerzbischof Georg Gänswein ist gebürtiger Schwarzwälder. Seit 2003 ist er Privatsekretär des späteren Papstes Benedikt XVI. In dieser Funktion verbleibt er nach dem Rücktritt des bayerischen Pontifex. Seit 2012 ist er zudem Präfekt des Päpstlichen Hauses und damit ein enger Mitarbeiter von Papst Franziskus. (kim)

Linktipp: Gänswein: Benedikt XVI. geht es "geistig sehr gut"

Benedikt XVI. geht es nach Aussage seines Privatsekretärs Erzbischof Georg Gänswein "geistig sehr gut". Der emeritierte Papst sei "hellwach" und verfolge die Entwicklungen im Vatikan und in der deutschen Politik aufmerksam.