Vereine sollen "zeitgemäße und verständliche Grundausrichtung" haben

Schützen wollen Muslime und Homosexuelle aufnehmen

Veröffentlicht am 15.11.2015 um 10:20 Uhr – Lesedauer: 
Brauchtum

Langenfeld ‐ Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften will sich mehr für Nicht-Christen, wiederverheiratete Geschiedene und Homosexuelle öffnen. Man wolle den Schützenvereinen "eine zeitgemäße und verständliche Grundausrichtung" geben.

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Dabei gehe es ihm um "gegenseitigen Respekt, Ehrlichkeit und Toleranz, ein vertrauensvolles Miteinander mit allen gesellschaftlichen Kreisen zu ermöglichen".

Im vorigen Jahr hatte der Fall eines muslimischen Schützenkönigs in Werl-Sönnern deutschlandweit für Aufregung gesorgt, da ihn der BHDS nicht als Schützenkönig anerkannt und ihm die Teilnahme am Bezirksschützenfest untersagt hatte. Später erhob der Bundesverband zwar keine Einwände mehr, lehnte aber eine Ausübung des Königsamtes auf Bezirksebene weiter ab. Wegen der Debatte hatte die Deutsche Unesco-Kommission die Anerkennung des Schützenwesens als immaterielles Kulturerbe zurückgestellt.

"Jeden Menschen als Geschöpf Gottes anerkennen"

Wer Angehörige anderer Religionsgemeinschaften aufnehmen wolle, müsse wissen, wofür erselbst einstehe, so Vogt weiter. Ihm sei auch mit Blick auf Zuwanderung und Aufnahme von Flüchtlingen wichtig, dass die christlichen Schützen "jeden Menschen als Geschöpf Gottes anerkennen und ihm mit Achtung begegnen".

Bild: ©picture alliance/dpa/Klaus Tomicek

Mithat Gedik hat am 18.07.2014 beim Schützenfest in Werl-Sönnern den Vogel abgeschossen und wird von seinen Schützenbrüdern gefeiert. Weil er kein Christ ist, soll der Schützenkönig seine Königskette zurückgeben.

Vogt und der Bundespräses der Schützen, Kölns Domdechant Robert Kleine, riefen die etwa 1.300 Ortsverbände mit ihren rund 40.000 Mitgliedern zu einer intensiven Wertedebatte auf. Der Hauptvorstand diskutierte am Samstag in Langenfeld einen entsprechenden Entwurf der Satzungsänderungen. Die Bundesvertreterversammlung soll ihn nach eigenen Angaben im März 2016 beraten.

Nach dem der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegenden Entwurf sollen künftig auch Ungetaufte und Muslime den örtlichen Bruderschaften beitreten können, sofern sie die christlichen Werte achten. Grundsätzlich sollen sie auf lokaler Ebene auch Schützenkönig sein dürfen; im Einzelfall müsse darüber aber die jeweilige Bruderschaft entscheiden. Die übergeordnete Ebene und Ämter mit inhaltlicher Verantwortung sollen dagegen Angehörigen christlicher Kirchen vorbehalten bleiben. Wer aus der Kirche ausgetreten sei, könne nicht Mitglied werden.

Schützen in zweiter Ehe sollen Vorstandsämter bekleiden können

Weiter soll ein Beschluss von 1997 aufgehoben werden, wonach Schützen in zweiter ziviler Ehe keine Vorstandsämter auf Bundes-, Diözesan- und Bezirksebene bekleiden dürfen. Allerdings könne geschiedenen Schützen auch künftig die Vorstandsarbeit verwehrt werden, wenn ihre neue Verbindung ein erhebliches Ärgernis errege.

Homosexualität sei dagegen ausdrücklich kein Hinderungsgrund. "Die sexuelle Orientierung eines Menschen gehört zu seiner Persönlichkeit und Identität und ist für die Aufnahme in eine Bruderschaft unerheblich", sagte Vogt. "Homosexuelle Schützenbrüder und Schützenschwestern haben daher selbstverständlich alle Mitgliedsrechte und Mitgliedspflichten, einschließlich der Möglichkeit, die Königswürde zu erringen." (KNA)