Thomas Sternberg ist neuer ZdK-Präsident
Erstmals in der Geschichte des katholischen Dachverbands hatten die rund 220 Delegierten der Vollversammlung zwei Kandidaten zur Auswahl: Auch die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesagrarministerium, Maria Flachsbarth (beide CDU) stand zur Wahl. Sternberg bekam im ersten Wahlgang 110 Stimmen, Flachsbarth 75.
Der neue Präsident wird Nachfolger des bisherigen Amtsinhabers Alois Glück (CSU). Dieser wurde nach sechs Jahren Amtszeit verabschiedet. "Der Weg, den wir unter Deiner Präsidentschaft zurücklegen durften, reicht weit über das hinaus, was Du an Kilometern für das ZdK zurückgelegt hast", sagte ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel.
Zur Person: Thomas Sternberg
Der Sauerländer Thomas Sternberg wurde 1952 geboren. Nach einer Bäcker-Lehre im elterlichen Betrieb absolvierte er 1974 am Abendgymnasium in Neuss sein Abitur. Er studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Theologie in Münster, Rom und Bonn. 1983 wurde er im Fach Germanistik mit einer Arbeit zur Lyrik Achim von Arnims promoviert, 1988 im Fach Christlicher Archäologie über die Sozialeinrichtungen des 4. bis 7. Jahrhunderts. Sternberg, Vater von fünf Kindern, leitet seit 1988 die Katholisch-Soziale Akademie Franz Hitze Haus in Münster. An der dortigen Uni ist er seit 2001 Honorarprofessor für Kunst und Liturgie. Sternberg trat 1974 in die CDU ein und gehörte von 1999 bis 2004 dem Stadtrat in Münster an. Seit 2005 ist er Abgeordneter im nordrhein-westfälischen Landtag. Er ist kultur- und medienpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Auch im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist er kulturpolitischer Sprecher. (KNA)Glück warnt vor innerkirchlichen Grabenkämpfen
Bei seinem letzten Bericht als Präsident warnte Glück vor innerkirchlichen Grabenkämpfen. Es sei fatal, "wenn eine Ausprägung des Katholischen für sich beansprucht, die Deutungshoheit darüber zu haben, was katholisch ist, und dann alles andere ausgrenzt", sagte er. Mit Blick auf die Diskussionskultur sprach Glück von einer "schwierigen Baustelle der Kirche".
Er wisse, dass sich manche Katholiken durch das ZdK nicht vertreten fühlten, so der ZdK-Präsident weiter. Dies gehöre zur Vielfalt und Offenheit des kirchlichen Lebens. Er wolle aber auch anmerken: "Das ZdK praktiziert nie eine Art der Kritik und eine Aggression, wie sie immer wieder an uns selbst und unsere Adresse gerichtet ist." Das Katholikenkomitee war in den vergangenen Jahren mehrfach vom Forum deutscher Katholiken, dem Internetportal kath.net und konservativen katholischen Kreisen angegriffen worden.
Gegen eine Kirche der Abschottung
Deutschland mahnte die Christen zu Wachsamkeit und Selbstkritik. "Wir haben in unserer Kirche gravierende Probleme, weil es Strukturen der Intransparenz, der Abschottung, der abgekapselten Sonderwelten gibt." Daraus resultierten Skandale wie der Finanzaffäre um den Bau der Bischofsresidenz in Limburg oder negative Entwicklungen an der römischen Kurie. "Die wirklichen Gefahren für unsere Kirche sind nicht irgendwelche Feinde von außen. Die wirklichen Gefahren sind im Innern unserer Kirche", betonte er.
„Ich habe mehr anonyme Briefe und Beschimpfungen bekommen als in 40 Jahren Politik.“
Bei ihrer zweitägigen Herbstvollversammlung beschäftigen sich die Teilnehmer zudem mit dem Themen Flucht, Asyl und Integration. Außerdem wollen sie eine kulturpolitische Erklärung verabschieden. Am Samstag steht eine Podiumsdiskussion über die Ergebnisse der Weltbischofssynode auf der Tagesordnung.
Die Versammlung hatte am Morgen mit einem Gedenken an die Opfer der islamistischen Terroranschläge von Paris begonnen. Die Mitglieder beteten das "Vater Unser" in französischer und deutscher Sprache. "Mit Abscheu begegnen wir den grausamen Anschlägen von Paris am vergangenen Wochenende", heißt es in einem Kondolenzbuch, das bei der Vollversammlung auslag. (luk/KNA/dpa)