Süssmuth: "Europäische Werte verteidigen"
Die Politikerin äußerte sich bei einer Veranstaltung zum 50. Jahrestag des Versöhnungs-Briefwechsels deutscher und polnischer Bischöfe. Darin hatten sie sich 1965 wechselseitig um Vergebung für die Wunden gebeten, die sich ihre Völker etwa im Zweiten Weltkrieg zugefügt hatten. Dies gilt als wichtiger Schritt zur Aussöhnung zwischen beiden Ländern.
Der Alt-Erzbischof von Opole (Oppeln), Alfons Nossol, würdigte die Initiative der polnischen Bischöfe als "heroisch" und wegweisend in der Zeit des Kalten Krieges. In seinem Heimatland hätten selbst Priester "es einfach nicht fassen können, dass ihre Bischöfe für die ganze Nation um Vergebung bitten".
Eine einheitliche Stellungnahme der Kirchen in Europa ist schwierig
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick betonte, solche kirchlichen Initiativen seien heute schwieriger geworden. So sei das Flüchtlingsthema so komplex, dass es schwer sei, "mit einer Stimme zu sprechen". Zudem seien die Kirchen in Europa heute schwächer als vor 50 Jahren. Sie hätten es nicht leicht, sich in der heutigen Kommunikations- und Medienwelt bemerkbar zu machen.
Der Bonner Historiker Karl-Joseph Hummel hob hervor, der damalige Briefwechsel der Bischöfe sei unter großen Schwierigkeiten am Rande des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) zustande gekommen. Zuvor hätten deutsche und polnische Oberhirten nach 1945 kaum Kontakte gehabt. Der polnische Historiker Robert Zurek (Wroclaw/Breslau) erinnerte an den Beitrag der Friedensbewegung Pax Christi, der Aktion Sühnezeichen und der katholischen Laiengruppe "Bensberger Kreis". Sie hätten die Versöhnung ebenfalls durch "wichtige Gesten" gefördert. (KNA)