Macht hoch die Tür der Barmherzigkeit
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Während wir gestern adventlich "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" sangen, eröffnete Papst Franziskus in einer bewegenden Zeremonie die "Tür des Herrn" der Kathedrale von Bangui in der Zentralafrikanischen Republik und damit das Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Die Hauptstadt eines Landes, in dem ein grausamer Bürgerkrieg tobt, der tausende von Opfern gefordert und Hunderttausende in die Flucht getrieben hat, wurde so zur "spirituellen Hauptstadt der Welt". Im überfüllten Flüchtlingscamp von Bangui hatte der Papst zuvor den Vertriebenen zugerufen: "Wir sind alle Geschwister!"
Hier liegt wohl ein wichtiger Knackpunkt für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Es setzt den überzeugten Glauben an den gemeinsamen Vater aller Menschen voraus, der selbst Urbild der Barmherzigkeit ist. Der Umkehr, Vergebung und Heilung gewährt und sogar die scheinbar über alle menschliche Kraft hinausgehende Feindesliebe ermöglicht, die, wie Kardinal Walter Kasper in seinem sehr lesenswerten Buch "Barmherzigkeit" schreibt, "den Kreislauf des Bösen und den Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt aufbricht und Frieden stiftet". Oder wie Kardinal Robert Sarah es ausdrückt: "Die Kirche muss Christus, seine Herrlichkeit und Hoffnung ausstrahlen."
Nun gilt diese Botschaft der Barmherzigkeit nicht nur den Menschen, die unter Gewalt, Krieg und Armut leiden. Sie gilt auch für innerkirchliche Grabenkämpfe. Wer beispielsweise schon bei der Nennung Kaspers oder Sarahs intuitiv eine (ab)wertende Schublade aufzieht – "progressiv", "konservativ" - könnte vielleicht das nun begonnene Jahr der Barmherzigkeit auch dazu nutzen, seine eigenen Schubladen zu schließen und zu bedenken, dass wir alle Geschwister sind. Wenn dies in einem zutiefst gebeutelten Land in der Mitte Afrikas als wirklich frohe Botschaft aufgenommen wird, warum nicht auch bei uns, die wir in Sicherheit leben, aber uns innerkirchlich oft in rechts/links-"Stammeszugehörigkeiten" aufreiben? Gemeinsam, vielfältig und aktiv Zeugnis von der Barmherzigkeit zu geben, das sollte unser aller Ansporn für das Heilige Jahr werden.