Kleeschen, Samichlaus und Co.
Frankreich
Vor allem im Norden und Osten Frankreichs wird "Saint Nicolas" geliebt und verehrt. Er ist Schutzpatron von Lothringen und eine Reliquie befindet sich in der Basilika von Saint-Nicolas-de-Port, einer kleinen Stadt in der Nähe von Nancy. Seit vielen Jahrhunderten wird der heilige Bischof von Myra am ersten Wochenende im Dezember mit einer großen Fackelprozession und einer feierlichen Messe geehrt. Viele Pilger finden sich ein, um das Fest mitzuerleben. Die Kinder in Lothringen warten indes ungeduldig darauf, dass Saint Nicolas in Begleitung seines schwarz gekleideten Helfers, des Knecht Ruprecht-Pendants "Père Fouettard" in die Dörfer und Städte kommt und Geschenke und Süßes mitbringt.
Luxemburg
Auch die Luxemburger feiern den Nikolaustag groß: Der 6. Dezember ist dort ein Schulfeiertag. Dann kommt der Gabenbringer - liebevoll "Kleeschen" genannt - mit Geschenken. Schon Tage vorher stellen Kinder ihre Stiefel vor die Haustür. Als Dankeschön bereiten sie einen Teller mit Keksen vor und legen für Kleeschens Esel etwas Heu unter den Tisch. Wie auch in den Niederlanden tritt der Nikolaus in Luxemburg öffentlich auf. In manchen Orten kommt er per Boot und wird vom Bürgermeister begrüßt.
Niederlande
Die Niederlande sind für ihre ausgeprägte Nikolaustradition bekannt. Schon Mitte November kommt "Sinterklaas" mit dem Schiff aus Spanien, wo er - kein Holländer weiß warum - die restliche Zeit des Jahres verbringt. Mit einer großen Live-Übertragung, geht der seit Jahren immer gleiche Nikolausdarsteller an Land und beginnt dort eine wochenlange Tournee. Wo immer er auftaucht, finden Umzüge und Kundgebungen statt, die größte in der Hauptstadt Amsterdam mit rund 150.000 Zuschauern. Immer an seiner Seite ist der "Zwarte Piet", der ihm hilft, Pfeffernüsse, Goldmünzen und Buchstaben aus Schokolade unter das Volk zu bringen. Für die holländischen Kinder ist der Nikolaustag wichtiger als der Heilige Abend. Sie bekommen ihre Geschenke bereits am 5. Dezember, dem so genannten Paketabend. Sie wissen, dass Nikolaus mit einem Schimmel über die Dächer reitet und stellen daher nicht nur Stiefel mit einem Wunschzettel neben den Ofen, sondern auch Möhren und Wasser dazu. Artige Kinder finden am Nikolausabend etwas Süßes in den Stiefeln, unartige ein Stück Kohle. Die eigentlichen Geschenke aber liegen vor der Tür. Sie sind lustig und fantasievoll verpackt und enthalten kleine neckische Verse über den Beschenkten.
Österreich
In Österreich bringt "Nikolo" Geschenke zu den Kindern. Begleitet wird er von einem ganzen Rudel finsterer Gestalten, den "Krampussen". Sie bestrafen unartige Kinder und sorgen mit Ketten, Glocken und Ruten für Unruhe in Städten und Dörfern. Schon im 19. Jahrhundert wurden wilde Krampusläufe veranstaltet. Seit einigen Jahren lebt dieser Trend wieder auf. Bei Umzügen kommen mehrere hundert Krampusse zusammen und veranstalten ein schauriges Spektakel. In Sankt Anton begleiten sie in zotteligen Teufelsfellen und mit fürchterlichen Masken den Nikolaus auf seinem Weg von Haus zu Haus.
Rumänien
Rumänische Kinder stellen ebenfalls Schuhe vor die Haustür und hoffen auf Leckereien von "Moş Nicolae". Haben sie etwas auf dem Kerbholz, erwartet sie statt Süßem eine Apfelbaum-Rute im Schuh. Wenn diese bis Weihnachten zu blühen beginnt, können die Kinder aufatmen, denn dann hat Nikolaus ihnen vergeben. Im Norden Rumäniens halten die Menschen Ausschau in der Neujahrsnacht, denn es wird erzählt, dass Moş Nicolae sich zeigt, wenn sich in diesen Stunden der Himmel öffnet.
Russland
Der Heilige Nikolaus ist ein wichtiger Landespatron in Russland. Trotzdem gibt es hier kein ausgeprägtes Brauchtum. Stattdessen bringt Väterchen Frost - "Ded Moroz" - die Geschenke. Auch wenn er Nikolaus sehr ähnlich sieht, geht er auf eine Märchenfigur zurück. Gemeinsam mit seiner Enkelin beschenkt er am Neujahrstag die Kinder. Um Neujahr rankt sich in Russland viel weihnachtliches Brauchtum, da das eigentliche Weihnachtsfest, das nach dem ursprünglichen julianischen Kalender auf den 7. Januar fällt, 1917 verboten wurde. Erst seit 1991 ist der 7. Januar wieder ein offizieller Feiertag.
Schweiz
Im Nachbarland Schweiz kommt "Samichlaus" in Begleitung des "Schmutzli" zu den Kindern und bringt einen Sack mit Nüssen, Mandarinen und Lebkuchen mit. Unartige Jungen und Mädchen müssen fürchten, selbst im Sack zu landen. Mit dem Aufsagen von Samichlaus-Sprüchen versuchen sie diesem - gottlob nur theoretischen - Schicksal zu entgehen. In der deutsch- und französischsprachigen Schweiz gibt es zudem Lärmbräuche in der Nacht vor dem 6. Dezember.
Türkei
Die Figur des Nikolaus geht auf den Bischof von Myra zurück, der im 4. Jahrhundert in Lykien, der heutigen Türkei gelebt hat. Der Ort heißt heute Demre und liegt etwa hundert Kilometer von Antalya entfernt im Südwesten des Landes. Seit den 1950er Jahren finden immer wieder Pilger den Weg nach Demre - das mit einem Nikolausemblem am Stadteingang wirbt - und besichtigen die Nikolauskirche. Nichtgläubige Türken haben in den vergangenen Jahren eine westliche Nikolaustradition übernommen: So bringt "Noel Baba" auch hier Geschenke, allerdings nicht am 6. Dezember, sondern zu Silvester.
USA
Durch die Medien sind weihnachtliche Bräuche der USA hierzulande bekannt und werden zum Teil auch übernommen. In Nordamerika bringt "Santa Claus" mit seinem Schlitten und den Rentieren die Geschenke - und zwar am 25. Dezember. Die Tradition findet ihren Ursprung jedoch in Nikolausbräuchen, die niederländische Einwanderer einst nach Übersee brachten. In Gegenden, in denen viele Menschen mit deutschen, niederländischen, polnischen oder belgischen Wurzen leben, finden rund um den 6. Dezember Feiern, Umzüge und Gottesdienste zu Ehren von "St. Nick" statt. Dieses Brauchtum pflegen zum Beispiel Städte wie Minnesota, St. Louis oder auch Neu-Ulm.