Gauck besucht Suppenküche der Franziskaner in Berlin-Pankow

"Das ist ein anderes Berlin"

Veröffentlicht am 15.12.2015 um 18:20 Uhr – Von Gregor Krumpholz (KNA) – Lesedauer: 
Erzbistum Berlin

Berlin ‐ Ganz oben begegnet ganz unten: Am Dienstag besuchte Bundespräsident Joachim Gauck die Suppenküche der Franziskaner in Berlin-Pankow. Dort erhalten Bedürftige täglich eine warme Mahlzeit. Im Gespräch mit ihnen erhielt er einen ungewöhnlichen Auftrag.

  • Teilen:

Mit seiner Visite will Joachim Gauck die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Metropole "abseits der glitzernden Schaufenster" lenken. "Das ist ein anderes Berlin", betont der Bundespräsident. Um es anschaulich zu machen, hat er die größte "Suppenküche" in der Bundeshauptstadt ausgewählt. Bis zu 400 obdachlose Menschen, bedürftige Rentner und zunehmend auch Zuwanderer erhalten dort täglich eine warme Mahlzeit. "Wer kommt, wird versorgt", erklärt Franziskanerbruder Andreas Brands bei der Begrüßung, "wir verlangen keinen Armutsnachweis".

Gauck fragt immer wieder nach

Aufmerksam hört das Staatsoberhaupt zu, als ein Dutzend haupt- und ehrenamtliche Helfer ihm in kleiner Runde von ihrem Engagement berichten. Gauck fragt immer wieder nach, will auch wissen, wie sich die Einrichtung finanziert. "Nur durch Spenden", betont Bernd Backhaus, der für die Gesamtleitung verantwortlich ist. Darunter sind Lebensmittelspenden von Supermärkten und Produzenten sowie die Kollekten aus Kirchengemeinden.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Die Berliner Caritasdirektorin Ulrike Kostka betont, dass es um weit mehr geht, als nur hungrige Mägen zu füllen. Sie verweist auf das Arztmobil ihres Wohlfahrtsverbands, das regelmäßig im Hof des Klosters Station macht. Auch eine Kleiderkammer und eine "Hygienestation" mit Gelegenheit zum Duschen und Wäschewaschen gehört zu dem Projekt. "Die Suppenküche ist Teil des großen Caritas-Netzwerks für bedürftige Menschen", erläutert Kostka dem Bundespräsidenten.

"Bleiben Sie dran", verabschiedet sich Gauck von den Helferinnen und Helfern. Dann wendet er sich dem großen Speisesaal zu. Die fünf Pankower Franziskaner ließen ihn vor elf Jahren errichten, um den Ansturm der Gäste besser bewältigen zu können. Applaus brandet auf, als der Bundespräsident einige von ihnen drinnen mit Handschlag begrüßt. Es sind Menschen mit tief zerfurchten Gesichtern, mit denen Gauck ins Gespräch kommt. Was er ihnen sagt, dringt kaum nach außen. Mitarbeiter des Präsidenten-Trosses halten die Journalisten zurück.

„"Wer kommt, wird versorgt. Wir verlangen keinen Armutsnachweis."“

—  Zitat: Franziskanerbruder Andreas Brands

Eines dieser Gespräche hat eine für Gauck überraschende Wendung genommen, wie er bei einem abschließenden Statement verrät. Ein Gast hat ihn gebeten, die Kanzlerin in ihrem Engagement für Flüchtlinge zu bestärken. "Wer Menschen menschliche Nähe gibt, erweckt auch bei ihnen Gefühle der Solidarität", dankt der Bundespräsident den 80 haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Suppenküche.

Linktipp: So katholisch ist Berlin

Berlin ist ein Klischee: Arm aber sexy, freche Schnauze und gottlos noch dazu. So stellt sich der Rest der Republik die Hauptstadt vor. Und die Berliner tun alles, um diesem Klischee gerecht zu werden. Kurt Krömer pöbelt über deutsche Comedy-Bühnen. Die Berliner Politik scheint am Flughafen BER demonstrieren zu wollen, dass sie unfähig ist, mit Geld umzugehen. In keiner anderen Stadt leben so viele Atheisten wie in Berlin. Aber ist Berlin gottlos? Und wie katholisch ist Berlin?
Von Gregor Krumpholz (KNA)