Galaktischer Gottesdienst
Für die beiden evangelischen Nachwuchstheologen, die gerade ihre Pfarrerausbildung absolvieren, ist offensichtlich, dass in dem monumentalen Stoff auch theologische Bezüge stecken. Schnell war die Idee geboren: Warum nicht einen "Star Wars"-Gottesdienst feiern? "Erstmal war das nur eine Spinnerei, wir haben einfach den Gedanken freien Lauf gelassen", erinnert sich Ulrike Garve. "Und nun findet der Gottesdienst tatsächlich statt".
Am Sonntag um 10 Uhr ist es in der evangelischen Zionskirche in Berlin-Mitte soweit. Wenige Tage vorher scheinen alle Beteiligten einigermaßen überrascht über das große Interesse, auf das der Gottesdienst schon jetzt stößt. Über Facebook haben bereits rund 250 Nutzer ihr Interesse an dem Gottesdienst bekundet, rund 90 haben zugesagt. Noch viel größer ist das Medieninteresse: Nicht nur deutsche Zeitungen und Zeitschriften griffen die originelle Idee auf. Bis nach Uruguay hat Lucas Ludewig im Internet die Berichterstattung verfolgt.
Medieninteresse bis nach Uruguay
"Mir war ehrlich gesagt nicht ganz bewusst, welchen Hype 'Star Wars' auslöst", sagt Pfarrerin Eva-Maria Menard. Sie begleitet die beiden Vikare bei ihrem Projekt, gibt aber schmunzelnd zu, vorher keine größeren Berührungspunkte mit dem Krieg der Sterne gehabt zu haben. Auch Ulrike Garve ist die Vorfreude schon anzumerken: "Ob tatsächlich auch Erwachsene verkleidet kommen oder vor allem Kinder mit ihren Lichtschwertern dastehen - keine Ahnung", sagt sie gespannt.
Zum Konzept des Gottesdienstes gehört es, dass alle Fans eingeladen sind, in ihren Kostümen zu kommen. So könnte es also sein, dass sich unter die Gläubigen der ein oder andere Jedi-Ritter mischt. Von der Orgel lässt Organist Martin Klemenz die Original-"Star Wars"-Musik erklingen und sogar einige Filmszenen aus dem zuletzt erschienenen sechsten Teil des Heldenepos werden gezeigt. Und auch in der Predigt, die Ulrike Garve und Lukas Ludewig in Dialogform führen wollen, dreht sich alles um die Kultfilme.
Ein Gedanke ist für die beiden Vikare dabei zentral. "In der entscheidenden Szene der sechsten Episode soll Luke Skywalker auf die Seite des Imperators, des Bösen gezogen werden", erklärt Lucas Ludewig. "Doch Luke widersetzt sich mit den Worten: Ich werde nie zur dunklen Seite gehören." Bei dieser Szene lag für die jungen Theologen die Assoziation zu einer Bibelstelle aus dem Römerbrief (12,21) sehr nahe: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem".
"Die Frage, wie wir das Gute und das Böse erkennen und wie wir mit unserer Handlungsfreiheit umgehen, zwischen beidem zu wählen, das sind doch grundlegende Themen, mit denen sich auch die Theologie beschäftigt", erklärt Ulrike Garve und Lucas Ludwig ergänzt: "Dass es immer die Möglichkeit zur Umkehr gibt, sich abzuwenden vom Bösen, ist eine zutiefst christliche Botschaft". Für die beiden Vikare passt der Gottesdienst sogar besonders gut in den Advent. Denn wie die Christen auf die Geburt Jesu warteten, so seien auch die Fans voller Vorfreude auf den neuen Film.
"Es wird sicher auch Kritik geben"
Dass vielleicht nicht jeder sofort angetan ist bei dem Gedanken, Science-Fiction in einen vorweihnachtlichen Gottesdienst zu platzieren, ist den beiden und auch Mentorin Menard klar. "Es wird sicher auch Kritik geben", meint die Pfarrerin. Das lasse sich bei einem so außergewöhnlichen Projekt wohl nur schwer vermeiden. Die Gemeinde sei aber begeistert von der Idee.
Bei dem Gottesdienst wollen die Vikare natürlich auch schon auf den neuen, siebten Teil eingehen. Die Karten für den Premierentag am Donnerstag hatten sie sich schon lange im Vorhinein gesichert. Aber keine Angst - es wird nicht zuviel verraten. Schließlich soll sich der Besuch des Films ja weiterhin lohnen. An verkleidete Fans oder solche, die "Star Wars"-Accessoirs mitbringen, werden nach dem Gottesdienst übrigens einige Kinokarten verlost.