Gedämpfte Weihnachtsfreude im Heiligen Land

Feiern ja, aber bitte verhalten

Veröffentlicht am 21.12.2015 um 12:45 Uhr – Von Andrea Krogmann (KNA) – Lesedauer: 
Feiern ja, aber bitte verhalten
Bild: © KNA
Israel

Jerusalem/Gaza/Betlehem ‐ Gedämpfte Weihnachtsfreude im Heiligen Land: Die Christen haben hier ein schwieriges Jahr hinter sich. Tödliche Attacken von Extremisten setzten eine neu Gewaltspirale in Gang. Und dennoch gibt es auch Anlass zur Hoffnung. Ein Rückblick.

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In der Geburtsstadt Bethlehem setzte man bereits ein erstes Zeichen: Zum traditionellen Auftakt der Advents- und Weihnachtsfeierlichkeiten läuteten die Kirchenglocken für den Frieden. Am Heiligen Abend sollen statt der üblichen Rockkonzerte nur Weihnachtslieder vom Krippenplatz ertönen. Feuerwerk und allzu ausufernde Fröhlichkeit sollen auf Wunsch der Palästinenserbehörde unterbleiben.

Dabei gab es 2015 durchaus auch Grund zur Freude: Zwar stärkten Parlamentswahlen im Frühjahr die israelische Rechte - aus Sicht der arabischen Christen ein Schlag für die Zweistaatenlösung und einen möglichen Frieden. Gleichzeitig aber zog die arabische "Vereinte Liste" mit 13 Sitzen als drittstärkste Kraft in die Knesset ein. Die Heiligsprechung von zwei Palästinenserinnen durch Papst Franziskus und die Anerkennung des "Staates Palästina" durch den Vatikan im vergangenen Mai stärkten ebenfalls das Selbstbewusstsein der arabischen Christen im Heiligen Land. Wiederholt gingen sie in diesem Jahr für ihre Rechte auf die Straße.

Gegen Budgetkürzungen für christliche Schulen

So wehrten sich zum Schuljahresbeginn im Herbst die christlichen Schulen mit Streiks und Protesten gegen Budgetkürzungen und Ungleichbehandlung - und erreichten mit Beharrlichkeit eine Einigung mit den israelischen Behörden. Noch offen ist der Ausgang im Streit um die ebenfalls durch Sparmaßnahmen bedrohte christliche Gefangenenrehabilitation "Haus Gnade" in Haifa. Im "Fall Cremisan", der nach einem Urteil des Obersten Gerichts von April zunächst als gewonnen schien, erlitt die kleine christliche Minderheit einen Rückschlag: Das Gericht korrigierte im Juli seinen eigenen Spruch und gestattete Bauarbeiten an einem Teilstück der israelischen Sperrmauer auf privatem christlich-palästinensischem Land bei Beit Dschalla.

Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Fuad Twal, beim Einzug in Bethlehem.
Bild: ©picture alliance / landov

Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Fuad Twal, möchte an Weihnachten ein Zeichen setzen.

Einen Rückschlag erlitt auch der Tourismus im Heiligen Land, vor allem in Bethlehem und Jerusalem ein wichtiges wirtschaftliches Standbein: Die Zahl der Übernachtungsgäste ging 2015 sowohl diesseits als auch jenseits der israelischen Sperrmauer zurück. Und trotz wiederholter Aufrufe der Kirchenführer zu Pilgerreisen ins Heilige Land und den Beteuerungen, die Pilgerwege seien sicher, sorgen sich Hotelbesitzer und Fremdenführer wegen ausbleibender Buchungen für die nächste Saison.

In Gaza, so sagt die kleine katholische Gemeinde vor Ort, sei es seit dem Krieg im Sommer 2014 erstaunlich ruhig. Dafür kommt der Rest des Landes seither nicht so recht zur Ruhe. Spätestens die tödliche Messerattacke auf eine jüdische Familie in der Jerusalemer Altstadt Anfang Oktober setzte einen Teufelskreis der Gewalt in Bewegung, dessen Ende nicht absehbar scheint.

Christen werden neuerdings ausdrücklich zum Ziel

Neu in dem endlos scheinenden Konflikt ist, dass Christen ausdrücklich zum Ziel werden - von allen Seiten. Dabei blieb es nicht bei Worten wie auf den im Juli in Jerusalem gefundenen Flugblättern, auf denen die Terrorgruppe "Islamischer Staat" den Christen mit Hinrichtung drohte. Ende Juni legten extremistische Juden Feuer im deutschen Benediktinerkloster Tabgha am See Genezareth und verursachten einen Sachschaden in Millionenhöhe.

Was für Tabgha gilt, mag für das Jahr 2015 der Heilig-Land-Christen allgemein gelten: Verglichen mit ihren Glaubensgeschwistern in Syrien oder dem Irak geht es ihnen recht gut. Aber, wie Patriarch Twal in seiner Weihnachtsbotschaft betonte: In Syrien wird sich das Schicksal der ganzen Region entscheiden.

Von Andrea Krogmann (KNA)