Mehr als Siege und Niederlagen
Zu seinen wichtigsten Entscheidungen gehören nach eigener Einschätzung die Gründung der damaligen Doppeluniversität Trier-Kaiserslautern und der bundesweite Start des privaten Rundfunks 1984 in Ludwigshafen. In Thüringen wollte der CDU-Politiker das "von den Sozialisten aufgelöste Land wiederbeleben und aufbauen". Zu seiner Bilanz gehört auch, dass ihm nicht alles gelang, etwa nach der Wende den Kalibergbau in Nordthüringen zu erhalten.
Bei anderen Dingen ist Vogel heute sogar sehr froh, dass sie scheiterten. Damit meint er vor allem den aus heutiger Sicht kaum vorstellbaren Plan, im Hunsrück eine atomare Wiederaufbereitungsanlage wie im französischen La Hague zu errichten.
Mehr als Siege und Niederlagen
Doch Bernhard Vogel, der Bruder des ehemaligen SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen, ist mehr als die Summe politischer Siege und Niederlagen. Er besticht mit seinem immer freundlichen und humorvollen Umgang. Verletzende Äußerungen sind ihm fremd. Selbst dann, wenn er Kritik übt, geschieht das immer mit Respekt vor dem anderen und oft noch eingewickelt in ein Lob für das Gegenüber.
Vogel ist fest davon überzeugt, dass er mit dieser Art letztlich mehr Gehör findet und verändern kann als mit Krach und Radau. Es verwundert nicht, dass der seit Jahrzehnten privat in Speyer beheimatete Junggeselle bis heute weit über Rheinland-Pfalz und Thüringen hinaus sehr beliebt ist.
Schlagfertiges Kirchenmitglied
Seit Jahrzehnten engagiert sich der Studienkommilitone von Helmut Kohl nicht nur für die CDU und die parteinahe Konrad-Adenauer-Stiftung, sondern auch für die katholische Kirche, für seine Kirche. Er bezeichnet sich als "überzeugtes und aktives Mitglied", von 1972 bis 1976 war Vogel sogar Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Rund vier Jahrzehnte gehörte er dem obersten Laiengremium an. Den deutschen Katholiken rät er bei allen Problemen, einmal "über unseren Tellerrand zu blicken". Die Weltkirche wachse, und der kirchliche Eurozentrismus gehe "früher oder später zu Ende".
Vogel hat die Hoffnung, dass seine Kirche wieder dialogfähiger wird, und er erinnert an die Zeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Würzburger Synode in den 1960er und 1970er Jahren. Insofern begrüßt er den innerkatholischen Dialogprozess, der am Ende aber "ganz konkrete Ergebnisse haben" müsse. Typisch Bernhard Vogel ist die Antwort auf die Frage, was er Papst Benedikt XVI. einmal gerne unter vier Augen sagen würde. "Holen Sie sich bitte einen Fachmann, der weiß, wie man einen weltweiten Verwaltungsapparat organisiert und führt. Es ist großartig, dass der Papst Bücher schreibt. Aber jetzt, nachdem der dritte Jesusband fertig ist, sollten Sie sich dieser Aufgabe zuwenden."
Für Geburtstagsfeier Schiffsreise abgesagt
Zum 80. Geburtstag wollen die Staatskanzleien in Mainz und Erfurt Vogel jetzt ebenso ehren wie die Konrad-Adenauer-Stiftung. Zunächst hatte der vielfach ausgezeichnete und geehrte Politiker an eine Schiffsreise anlässlich des runden Geburtstags gedacht, doch dann wollte er den Menschen an der Wegstrecke seines Lebens "nicht einfach die kalte Schulter zeigen". Jetzt wird gefeiert. Als guten Vorsatz für sein neuntes Jahrzehnt will Vogel künftig "weniger Zusagen zu Veranstaltungen geben" und stattdessen mehr zu Hause sein und lesen: "Kurzum: Ich will mir mehr Zeit lassen für die kurze, noch verbleibende Zeit." Zumindest um den 1. FC Kaiserslautern muss sich Vogel an seinem Geburtstag nicht kümmern. Denn aus dem DFB-Pokal sind die Pfälzer bereits ausgeschieden.
Von Michael Jacquemain