Agathe Lukassek über Hostien-Verkäufer und Kirchenräuber

Hört auf damit!

Veröffentlicht am 27.01.2016 um 00:01 Uhr – Von Agathe Lukassek – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Agathe Lukassek über Hostien-Verkäufer und Kirchenräuber

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Zwei Meldungen haben bei mir gestern gleich eine Kette an Reaktionen ausgelöst: "Das große Abräumen" über Kircheneinbrüche und "Sakrilegisches Angebot" über eine Hostienversteigerung auf Ebay. Erst war es Belustigung, dann Kopfschütteln und letztendlich Empörung.

Was ist denn heutzutage los mit den Leuten? Bei den jährlich mehr als 2.000 Einbrüchen in Kirchen geht es nicht einmal mehr um sakrale Kunstgegenstände, sondern hauptsächlich um Metalldiebstahl, technische Geräte und den Opferstock. Es ist also reiner Pragmatismus. Der Zweck heiligt die Mittel. Und die Täter sind gewöhnliche Kriminelle, denen einfach nichts mehr heilig ist – oder zumindest Gotteshäuser nicht.

Auch beim Gedanken daran, dass jemand eine Hostie, "vom Papst geweiht und seither gut gepflegt", online versteigern will, kann ich mir nur an den Kopf fassen: Wer macht denn sowas? Und: Was denkt sich so jemand? "Wer die eucharistischen Gestalten wegwirft oder in sakrilegischer Absicht entwendet oder zurückbehält" exkommuniziert sich laut dem Kirchenrecht mit dieser Tat selbst. Für die Kirche handelt es sich dabei um eine der größten Straftaten.

Ist den Menschen das etwa nicht (mehr) bewusst oder schlichtweg egal? Will die Person auch hier einfach nur Geld machen? Der Anbieter konnte oder wollte nicht erklären, ob es sich um eine vom Papst gewandelte Hostie handelt oder lediglich um eine Oblate, die man bei einem Weihnachtsgottesdienst im Vatikan zufällig in der Tasche hatte. So oder so: Jedem Katholiken sollte klar sein, dass es beim Allerheiligsten keinen "Promi-Bonus" gibt. Mit einer Hostie von Franziskus viel Geld machen zu wollen, ist deshalb geradezu absurd.

Ich fühle mich verletzt, wenn ich von solchen Ereignissen lese. Ist es nicht eine Schande, wenn der Kölner Dom mit Raketen beschossen wird? Ist es nicht eine Schande, dass man in Deutschland nicht aus der Geschichte gelernt hat und seit einigen Jahren wieder Synagogen bewacht werden müssen? Und ist es nicht eine Schande, wenn indigene Völker mit Museen um die Rückgabe ihrer sakralen Gegenstände streiten müssen? Bislang bin ich davon ausgegangen, dass jeder Mensch - ob gläubig oder Atheist - in unserer zivilisierten Gesellschaft die religiösen Überzeugungen anderer respektiert. Das war wohl ein Trugschluss. Und deshalb: Hört auf damit!

Die Autorin

Agathe Lukassek ist Redakteurin bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.
Von Agathe Lukassek