Mit Rosen bedacht
Rosenmontag und Veilchendienstag - die Namen der beiden letzten Karnevalstage vor Aschermittwoch erinnern eher an Sankt Valentin, als an Narretei und bierselige Fröhlichkeit. Felsenfest belegt ist nicht, woher die blumigen Bezeichnungen stammen, für den Rosenmontag allerdings gibt es zwei Vermutungen. So spricht das Deutsche Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm den Rosenmontag von jeglichem botanischen Bezug frei und führt den Titel auf das Wort "rasen" im Sinne von "tollen" zurück. Und mit kölschem Zungenschlag ausgesprochen, ist es von "rasen" zu "rosen" nicht weit.
Eine zweite Theorie führt den Rosenmontag über einige Umwege auf den "Rosensonntag" zurück. Dieser bezeichnet nicht den Karnevalssonntag, sondern vielmehr den vierten Sonntag in der Fastenzeit, auch als Laetare bekannt. Da das Osterfest näher rückt, hat dieser Tag einen fröhlicheren und tröstlichen Charakter als die vorangegangenen Fastentage. Nicht umsonst ist "laetare - Freue dich!" das erste Wort im Eingangspsalm der Liturgie. Und in das tiefe Violett der Fastenzeit, mischt sich erstmals eine weiße Vorahnung des nahenden Osterfests: Gewänder und Altarraum leuchten an Laetare rosa.
Goldene Rosen für verdiente Katholiken
Vielleicht hat diese Farbe zum Beinamen "Rosensonntag" geführt. Vielleicht bezieht sich das Wort aber auch auf eine alte päpstliche Tradition. Denn am vierten Sonntag in der Fastenzeit verliehen die Päpste vom 11. bis zum 19. Jahrhundert alljährlich die "Goldene Rose" an Menschen oder Institutionen, die sich um die katholische Kirche verdient gemacht hatten. Auch heute noch wird die Rose, auch "Tugendrose" genannt, in unregelmäßigen Abständen vom Vatikan vergeben.
Die goldene, diamantenbesetzte Rose, deren Knospe mit Balsam, Moschus und Weihwasser gefüllt ist, ging früher an Herrschende, darunter an den französischen König Henri IV., Isabella II. von Spanien und Kaiserin Elisabeth (Sissi) von Österreich. Zuletzt erhielt sie Großherzogin Charlotte von Luxemburg im Jahr 1956. Seither geht die Auszeichnung an Kirchen, Klöster, Wallfahrtsorte oder Marienheiligtümer. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) verlieh in seiner Amtszeit neun Goldene Rosen, Papst Benedikt XVI. brachte es sogar auf achtzehn Stück. Papst Franziskus ehrte 2013 die Basilika Our Lady of Guadalupe.
Was aber hat nun der karnevalistische Rosenmontag mit dem Rosensonntag zu tun, der fast fünf Wochen später liegt? Die Suche nach der Verbindung führt in die Karnevalshochburg Köln. Schon seit dem Mittelalter hatte es dort und auch in anderen deutschen Städten immer wieder Fastnachtsveranstaltungen gegeben. Die Kirche duldete sie in der Regel oder initiierte sie sogar. Zugleich gab es über die Jahrhunderte hinweg aber immer wieder Versuche, dem närrischen Treiben und seinen Auswüchsen Einhalt zu gebieten.
Zuletzt untersagten die französischen Besatzer unter Napoleon in den Jahren 1795 bis 1803 den Kölner Karneval. Danach beschränkten sich die Feiern auf kleinere Kreise und den privaten Bereich. Während das Bürgertum Maskenbälle veranstaltete, zog sich das einfache Volk in die Wirtshäuser zurück. Der Straßenkarneval war zu dieser Zeit nahezu ausgestorben. Vielleicht wäre es dabei geblieben, hätte nicht das Ausbleiben der "Lustbarkeitsabgaben" für Probleme gesorgt.
Die Vergnügungssteuer hatte bis dato für den Erhalt von Kranken- und Waisenhäusern gesorgt. Nun fehlte das Geld und die Armenverwaltung geriet in Finanznöte. Um den Taler wieder ins Rollen zu bringen, setzte sich der Beirat bei der mittlerweile preußischen Regierung für eine Widerbelebung des Straßenkarnevals ein. Gut preußisch - sollte dieser nicht mehr im bunten Chaos enden, sondern diszipliniert und in geordneten Bahnen verlaufen. Um die unkontrolliert wogenden Maßen zu bändigen, galt es, die Narren in einen karnevalistischen Festzug einzubinden.
Kamelle, Kölsch und Konfetti
Für die Planung wurde 1822 in Köln das "Festordnende Komitee" ins Leben gerufen. Es veranstaltete seine Hauptversammlung mitten in der Fastenzeit und zwar am Montag nach dem Rosensonntag. Dieser Tagungstermin verhalf nicht nur dem Komitee zum Beinamen "Rosenmontagsgesellschaft", sondern machte auch den Kölner Festzug 1823 zum "Rosenmontagszug". Der Name färbte auf den Karnevalsmontag ab und hat sich bis heute gehalten. Wer einmal an einem Rosenmontagszug in Köln teilnimmt, wird feststellen: Hier gibt es nicht nur Kamelle, Kölsch und Konfetti. Hier gibt es auch "Strüsschen"! Und nicht selten ist eine langstielige Rose dabei.