Fragen und Antworten zum Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I.

Eine Begegnung auf Augenhöhe

Veröffentlicht am 08.02.2016 um 16:20 Uhr – Von Norbert Zonker (KNA) – Lesedauer: 
Eine Begegnung auf Augenhöhe
Bild: © KNA
Ökumene

Bonn ‐ Warum ist das geplante Treffen zwischen Papst Franziskus und Patriarch Kyrill I. historisch? Wieso kam es bislang nicht dazu? Und warum begegnen sich die beiden ausgerechnet auf Kuba? Wir beantworten einige Fragen zum Treffen der Kirchenoberhäupter.

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Inwiefern ist die Begegnung zwischen Papst und Patriarch historisch?

Es handelt sich um das erste Treffen eines römischen Papstes und des Oberhaupts der russisch-orthodoxen Kirche in der Geschichte. Während seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) vor allem die Beziehungen zwischen Rom und dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, dem Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, stetig zwischen Päpsten und Patriarchen gepflegt wurden, blieben die Kontakte nach Moskau stets nur auf Arbeitsebene. Ohne die bei weitem größte orthodoxe Kirche sind aber ökumenische Durchbrüche zwischen den beiden Konfessionen nicht möglich.

Linktipp: Franziskus "überglücklich" über Treffen mit Kyrill I.

"Überglücklich" sei Papst Franziskus über sein anstehendes Treffen mit Moskaus Patriarchen Kyrill I. Im Gespräch mit einer italienischen Zeitung lobte er zudem die Arbeit der Bischöfe, die das Treffen zwei Jahre lang im Geheimen ausgehandelt hätten.

Warum kam es bisher nicht zu einem Treffen?

Von russischer Seite wurden seit den 1990er Jahren vor allem die Konflikte zwischen der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine und der dortigen orthodoxen Kirche als Hindernis genannt. Zu weiteren Spannungen führte die Errichtung von vier katholischen Diözesen in Russland im Jahr 2002, womit aus Moskauer Sicht der Vorwurf der Abwerbung von Gläubigen begründet wurde. Tatsächlich hatte sich das Moskauer Patriarchat damit selbst Hürden vor einem Treffen aufgebaut, die es kaum überwinden konnte.

Warum findet es ausgerechnet auf Kuba statt?

Kuba gilt als neutraler Begegnungsort in der "Neuen Welt". Nach Angaben des Außenamtsleiters des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, hat Patriarch Kyrill ein Treffen in Europa immer für unangebracht gehalten, weil mit diesem Kontinent die Geschichte von Trennungen und Konflikten verbunden sei. Papst Franziskus hatte angesichts dessen erklärt, er sei zu einem Treffen mit Kyrill an jedem beliebigen Ort und zu jeder Zeit bereit. Franziskus hatte erst im vergangenen September einen offiziellen Besuch auf Kuba gemacht. Zuvor war durch seine Vermittlung und unter tatkräftiger Mithilfe des Kardinals von Havanna, Jaime Ortega, die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Kuba und den USA gelungen

Die Gelegenheit ist günstig: Auf dem Hinweg seiner ohnehin geplanten Mexiko-Reise wird Papst Franziskus auf Kuba einen Zwischenstopp einlegen und dort den Moskauer Patriarchen Kyrill I. treffen.
Bild: ©picture alliance / AP Photo

Die Gelegenheit ist günstig: Auf dem Hinweg seiner ohnehin geplanten Mexiko-Reise wird Papst Franziskus auf Kuba einen Zwischenstopp einlegen und dort den Moskauer Patriarchen Kyrill I. treffen.

Welche Besonderheiten kennzeichnen die Begegnung?

Das Treffen findet gleichsam "auf Augenhöhe" statt, da weder Papst noch Patriarch Gast oder Gastgeber ist. Es gibt keinen gemeinsamen Gottesdienst und auch keine Anwesenheit des Kirchenvolks. Es ist somit ein Treffen auf niedrigstmöglicher protokollarischer Ebene, was es für die Moskauer Seite leichter macht, von den früheren Vorbedingungen abzurücken. Zudem steht mit der Christenverfolgung im Nahen Osten und Afrika ein Thema auf der Tagesordnung, dem beide Seiten höchste Bedeutung zumessen.

Welche Perspektiven eröffnet das Treffen?

Mit der Begegnung dürfte das Eis endgültig gebrochen sein. Offiziellen Besuchen steht danach nichts mehr im Weg. Für eine weitere Annäherung der katholischen und der orthodoxen Kirche, die außer der unterschiedlichen Sicht des Papstamts dogmatisch wenig trennt, stehen die Chancen deshalb so gut wie nie zuvor. Politisch-diplomatisch sind weitere gemeinsame Aktivitäten zur Hilfe für verfolgte Christen zu erwarten.

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Von Norbert Zonker (KNA)