Was macht eigentlich Benedikt XVI. seit seinem Rücktritt?

Zurückgezogen hinter Klostermauern

Veröffentlicht am 11.02.2016 um 00:01 Uhr – Von Johannes Schidelko (KNA) – Lesedauer: 
Papst

Vatikanstadt ‐ Was macht eigentlich ... Benedikt XVI.? Vor genau drei Jahren kündigte der heute 88-Jährige den Rücktritt vom Papstamt an. Seither lebt er zurückgezogen im Kloster. Das Gehen fällt ihm zunehmend schwer, doch geistig ist er topfit.

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Es war der siebte öffentliche Auftritt von Benedikt XVI., seit er Ende Februar 2013 freiwillig sein Amt aufgegeben hatte, weil er sich den Strapazen nicht mehr gewachsen sah. In den vergangenen Jahren war er Einladungen seines Nachfolgers zu den Konsistorien und der Erhebung neuer Kardinäle gefolgt. Er nahm auch an der Heiligsprechung seiner Vorgänger Johannes XXIII. (1958-1963) und Johannes Paul II. (1978-2005) Ende April 2014 teil. Im vergangenen Jahr begab er sich an den traditionellen päpstlichen Sommersitz Castel Gandolfo, nahm dort die Ehrendoktorwürden der Päpstlichen Universität Johannes Paul II. und der Musik-Akademie von Krakau entgegen und hielt seine erste öffentliche Rede seit dem Rücktritt.

Präsent, aber unsichtbar

Ansonsten hält sich Benedikt XVI. jedoch streng an jene Selbstverpflichtung, die er am 28. Februar 2013 abgegeben hatte: Er wolle in Zukunft zwar präsent, aber unsichtbar bleiben. Er wolle sich dem Gebet und der Meditation widmen und die Leitung der Kirche ganz seinem Nachfolger überlassen, dem er unbedingten Gehorsam zusicherte. Seither lebt der emeritierte Papst zurückgezogen im Kloster "Mater ecclesiae" in den vatikanischen Gärten.

Die Wahl des deutschen Kurienkardinals und Ausnahmetheologen Joseph Ratzinger im April 2005 zum Papst kam nicht ganz überraschend. Sehr überraschend dagegen kam am 11. Februar 2013 die Rücktrittsankündigung des erschöpften Papstes. Der Schritt brachte dem damals 85-Jährigen in Kirche und Öffentlichkeit Respekt ein - und beschäftigt die Kirchenrechtler bis heute. Sein Nachfolger Franziskus ist nach eigenem Bekunden überzeugt, dass dieser Schritt legitim war und kein Einzelfall bleiben wird.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. gemeinsam mit Papst Franziskus.
Bild: ©dpa

Der emeritierte Papst Benedikt und Papst Franziskus vor "Mater Ecclesiae", dem ehemaligen Kloster, in dem Benedikt XVI. wohnt. Alle zwei bis drei Monate ziehen sich die beiden für Gespräche zurück.

Benedikt XVI. verbringt seine Tage keine 200 Meter von seinem Nachfolger Franziskus entfernt im dreistöckigen Klosterbau am Hang des vatikanischen Hügels. Er betet, meditiert, pflegt eine umfangreiche Korrespondenz und trifft immer wieder Gäste, wie Erzbischof Gänswein bestätigt. Als Präfekt des Päpstlichen Hauses steht er in Diensten von Papst Franziskus, hält zugleich aber auch seinem früheren Herrn als Privatsekretär die Treue. Er wohnt ebenfalls im Kloster, genau wie die vier Damen der Geistlichen Bewegung "Memores Domini", die schon im Apostolischen Palast den Haushalt geführt hatten.

Regelmäßige Gespräche beider Päpste

Der emeritierte Papst hat einen geregelten Tagesablauf: Er feiert die Frühmesse, dann stehen Frühstück, Gebet, Lektüre, Bearbeiten der eingehenden Post und manchmal auch der Empfang von Besuchern auf dem Programm. Zweimal am Tag unternimmt er einen Spaziergang. Einen kürzeren nach dem Mittagessen auf der Klosterterrasse, und einen längeren am Nachmittag zum Rosenkranzgebet mit dem Sekretär zur Lourdesgrotte. Allerdings nimmt der emeritierte Papst, der geistig wach und rege ist, jedoch zunehmend Probleme mit dem Gehen hat, für einen Teil des Weges einen Golfcart. Für die übrige Strecke nutzt er den Rollator. Und auch im Haus ist er inzwischen auf seine Gehhilfe angewiesen.

Etwa alle zwei bis drei Monate kommt Papst Franziskus zu Besuch - in der Regel vor oder nach seinen Auslandsreisen, aber auch zu den christlichen Hochfesten. Benedikt und Franziskus ziehen sich dann in die erste Etage zum Vier-Augen-Gespräch zurück. Über den Inhalt wird nichts bekannt. Aber man kann davon ausgehen, dass Franziskus seinem Vorgänger über Aktuelles berichtet und gelegentlich auch seinen Rat einholt.

Von Johannes Schidelko (KNA)