34 Jahre organisierte Alberto Gasbarri die Visiten der Päpste

Der Reisemarschall geht in Pension

Veröffentlicht am 17.02.2016 um 00:01 Uhr – Von Johannes Schidelko (KNA)  – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ 34 Jahre organisierte Alberto Gasbarri die Papstreisen, die nach Mexiko ist nun das Finale: Der päpstliche Reisemarschall hört auf. Doch trotz aller Reisefreude, Organisationstalent und Verschwiegenheit: Gasbarris Planungen gingen nicht immer auf.

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Dann ist er - immer einige Schritte vor dem Papst - für den organisatorischen Ablauf der Reise zuständig. Mit Vollendung des 70. Lebensjahres geht Gasbarri Ende Februar in den Ruhestand. Die Papstreise nach Mexiko soll seine letzte sein.

80 Reisen für Johannes Paul II.

Seit 34 Jahren kümmert sich der studierte Betriebswirt Gasbarri um die Planung von Papstreisen. Roberto Tucci, seinerzeit Intendant von Radio Vatikan, machte den vielversprechenden jungen Mitarbeiter des Papstsenders 1982 zu seinem Assistenten, als er zusätzlich auch das Amt des päpstlichen Reisemarschalls mitübernehmen musste. Denn Johannes Paul II. wollte noch viele Reisen unternehmen, und nach dem Ausscheiden des umstrittenen Vatikanbank-Chefs Erzbischof Paul Marcinkus, der das Amt zuvor bekleidete, suchte er nach einem geeigneten Nachfolger.

Papst Franziskus winkt während er in ein Flugzeug steigt.
Bild: ©picture alliance / AP Photo

Wann immer ein Papst in den letzten 34 Jahren mit dem Flugzeug zu einer Reise aufbrach, war Alberto Gasbarri mit an Bord.

Neben und unter Tucci, der für seine Verdienste später zum Kardinal kreiert wurde, organisierte Gasbarri rund 80 Reisen für den polnischen Papst. Er fuhr vorab die geplanten Stationen des Papstes ab (so wie oben im Bild das Berliner Olympiastadion vor der Reise Benedikt XVI. im Jahr 2011), verhandelte mit Gastgebern über Orte, Plätze und Reiserouten, über Verkehrsmittel und Sicherheitsmaßnahmen.

Und immer entwickelten er und Tucci auch einen "Plan B", falls sich Unvorhergesehenes ergeben sollte. Sie setzten durch, dass Johannes Paul II. trotz der Weigerung der salvadorianischen Behörden 1983 am Grab des ermordeten Erzbischofs Oscar Romero beten konnte. Sie forderten den israelischen Sicherheitsapparat heraus, als der Papst in Jerusalem unbedingt noch einmal an der Kreuzigungsstätte Christi in der Grabeskirche beten wollte.

Planungen gehen nicht immer auf

Die Planungen gingen freilich nicht immer auf, wenn es etwa Fototermine mit Diktatoren zu verhindern galt. So gelang es 1987 Chiles General Augusto Pinochet, die gesamte Papstbegleitung auszusperren und den Papst zu einem Umweg zu bewegen. Plötzlich standen beide gemeinsam auf dem Balkon des Präsidentenpalastes vor einer Menschenmenge - ein Bild, das der Vatikan unbedingt vermeiden wollte.

Papst Benedikt XVI. ernannte wenige Monate nach seiner Wahl im Herbst 2005 Gasbarri zu seinem Reisemarschall - als ersten Laien. Sein unmittelbarer Vorgänger Renato Boccardo hatte den Rang eines Bischofs, blieb aber nur drei Jahre in dieser Position. Anders als der mitteilungsfreudige Boccardo setzte Gasbarri auf äußerste Diskretion. Er gab praktisch keine Interviews. Auf Fragen reagierte er freundlich lächelnd - stellte aber klar, dass Auskünfte von seiner Seite nicht erwünscht seien.

Themenseite: Papstreisen

Als Oberhaupt der katholischen Kirche absolviert Papst Franziskus regelmäßig Reisen innerhalb Italiens und in andere Länder. Diese Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zu den Reisen des Heiligen Vaters.

Freilich machte Gasbarri auch in seinem Hauptberuf Karriere: 1997 wurde er Geschäftsführer von Radio Vatikan, später auch Personalchef. Fast gleichzeitig mit seiner Nominierung zum Reisemarschall wurde er auch noch Technischer Direktor des Papstsenders.

Weltberühmt durch Äußerung des Papstes

Weltberühmt machte Gasbarri eine Äußerung von Franziskus zum Anschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" und die Grenzen der Meinungsfreiheit im Januar 2015. Um zu verdeutlichen, dass man eine Religion nicht beleidigen oder lächerlich machen dürfe, sagte der Papst während des Rückflugs von Manila: "Wenn Doktor Gasbarri mein lieber Freund, meine Mama beleidigt, bekommt er eins vor den Latz."

Gasbarris Nachfolger als päpstlicher Reiseplaner wird wieder ein Geistlicher: Der Kolumbianer Mauricio Rueda Beltz, ein Priester und Vatikan-Diplomat aus dem Staatssekretariat. Sein Dienstbeginn dürfte etwas ruhiger ausfallen. Denn während des Heiligen Jahres will der Papst eher weniger reisen.

Von Johannes Schidelko (KNA)