Kostbares, gefährdetes Gut
Mauricio Funes, der Staatspräsident El Salvadors, ordnete zeitgleich eine Untersuchung der Umweltverträglichkeit des Projektes an und schloss diplomatische und juristische Schritte gegen Guatemala nicht aus. Die Kirchen beider Länder sind sich einig, dass die Mine eine "fatale Bedrohung" ist.
Mit dem heutigen Weltwassertag machen die UN auf solche und andere Konflikte um das Menschenrecht Wasser aufmerksam. Die UNESCO, die in diesem Jahr federführend den Weltwassertag ausrichtet, verweist beispielhaft auf Untersuchungen, die rund 70 Prozent der Konflikte im Jemen auf umkämpftes Wasser zurückführen. Der Streit um das Jordanwasser im Nahen Osten und die Konflikte um das Nilwasser zwischen Äthiopien und Ägypten reihen sich hier ein.
780 Millionen Menschen haben kein sauberes Wasser
Der UNESCO zufolge leben 85 Prozent der Weltbevölkerung in Regionen, die immer wieder Dürreperioden ausgesetzt sind. 780 Millionen Menschen hätten keinen Zugang zu sauberem Wasser und zweieinhalb Milliarden stünden keine sanitären Anlagen zur Verfügung. Würden alle Menschen den durchschnittlichen europäischen und nordamerikanischen Lebensstil pflegen, reichten die vorhandenen Rohstoffe der Welt nicht aus. Mehr als das Dreifache wäre notwendig.
Dem Kinderhilfswerk Unicef zufolge sterben jeden Tag rund 2.000 Kinder unter fünf Jahren an Durchfallerkrankungen. Verursacht würden die Erkrankungen fast immer durch schmutziges Trinkwasser, schwache Hygiene und fehlende Sanitäreinrichtungen. Betroffen seien vor allem Entwicklungsländer im südlichen Afrika und in Südasien. Caritas international wies in dieser Woche darauf hin, dass es mehr Todesfälle durch unsauberes Trinkwasser als durch Kriege gibt.
Debatte um Privatisierung der Wasserversorgung
In Deutschland und Europa schlägt die Diskussion um die Privatisierung der Wasserversorgung unterdessen hohe Wellen. Der in der Bischofskonferenz für die Weltkirche zuständige Bamberger Erzbischof Ludwig Schick kritisierte anlässlich des Weltwassertages die Pläne der EU zur Privatisierung der Wasserversorgung: "Wer mit Wasser Gewinne erzielen will, zielt auch auf einen wachsenden Verbrauch statt auf einen verantwortungsbewussten Umgang mit einem knappen Gut, das auch künftigen Generationen zur Verfügung stehen muss."
Filmemacher Christian Jentzsch berichtete in seiner Dokumentation "Wem gehört das Wasser?", dass in manchen Regionen der Welt der Wasserpreis auf Grund von Privatisierung um bis zu 200 Prozent gestiegen sei. Großkonzerne wie Nestle graben den Menschen im Wortsinn das Wasser ab.
Noch am Dienstag sagte Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP): "Wasser ist das kostbarste Gut auf der Erde. Es ist durch nichts zu ersetzen und steht gerade für arme Menschen oft nicht in ausreichender Qualität zur Verfügung". Trotz dieser Einsicht stimmte er im Bundestag gegen Anträge, die sich gegen die Privatisierung der Wasserversorgung richten.
Nicht nur Quelle von Konflikten
Wasser ist aber nicht nur Quelle von Konflikten, sondern kann auch Frieden stiften. So gibt es ein Trinkwasserversorgungsprogramm der Diözese El-Quiché im Norden Guatemalas, das nur in Anspruch genommen werden kann, wenn die Menschen in den betroffenen Dörfern kooperieren, berichtet der Wasserexperte von Misereor, Jean-Gerard Pankert. "Sie müssen gemeinsam bauen", so Pankert.
Für die Dörfer Guatemalas bedeutet dies, dass Opfer und Täter des 1996 beendeten Bürgerkrieges zusammenarbeiten müssen. Gerade unter der indigenen Bevölkerung des Landes gab es viele Opfer. Pankert berichtet, dass mehr als 130 Dörfer auf diese Weise mit Trinkwasser versorgt werden konnten. (mit Material von KNA und dpa)
Von Tobias Schrörs