Sant'Egidio-Gründer Andrea Riccardi mit Humanismus-Preis geehrt

Eine "umfassende humane Vision"

Veröffentlicht am 31.03.2016 um 09:01 Uhr – Lesedauer: 
Andrea Riccardi im Porträt
Bild: © KNA
Auszeichnung

Berlin ‐ Mit dem Humanismus-Preis des Deutschen Altphilologenverbandes ist der Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio ausgezeichnet worden. Andrea Riccardi habe die vorrangige Zuwendung des Evangeliums zu den Armen erkannt, sagte Kardinal Kasper.

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Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper würdigte in seiner Laudatio die Arbeit der 1968 in Rom gegründeten Gemeinschaft Sant'Egidio, die von einem christlichen Humanismus in zivilgesellschaftlicher Verantwortung geprägt sei. Riccardi und seine Freunde hätten nach der Kraft des Evangeliums in einer sich verändernden Welt gefragt und die vorrangige Zuwendung des Evangeliums zu den Armen erkannt.

Bemühungen um "Raum der Humanität"

Daraus hätten sie eine "umfassende humane Vision" entwickelt und sich besonders für Kinder, Obdachlose und Flüchtlinge eingesetzt, betonte der Kardinal. Nach dem von Papst Johannes Paul II. 1986 in Assisi initiierten Friedensgebet habe die Gemeinschaft dessen Botschaft aufgegriffen, ein Netz von Freundschaften geknüpft und mit Gebetstreffen in wechselnden Ländern diesen Impuls weitergegeben, so der ehemalige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

Riccardi sagte in seiner Dankesrede, die Gemeinschaft Sant'Egidio bemühe sich, einen "Raum der Humanität zu schaffen und zu vergrößern in einer globalen Welt, in der alles gekauft oder verkauft wird und in der der Markt und der Geldwert der Dinge und der Erfahrungen regieren". In einer solchen Welt sei die humanistische Bildung in der Krise, und der humanitäre Einsatz und das unentgeltliche Ehrenamt würden erschwert. "Sant'Egidio versucht, der Unmenschlichkeit Raum zu entziehen und Räume für die Unentgeltlichkeit zu erweitern", so der italienische Kirchenhistoriker und Autor.

Die Gemeinschaft Sant'Egidio hat nach eigenen Angaben heute mehr als 60.000 Mitglieder in 73 Ländern, davon 5.000 in Berlin und in anderen Städten Deutschlands. Die römische Zentrale sowie ihr Gründer Riccardi nutzen ihre internationalen Verbindungen auch immer wieder zu diplomatischen Vermittlungsinitiativen. So trugen sie 1992 mit dem sogenannten Friedensvertrag von Rom maßgeblich zur Beendigung des 15-jährigen Bürgerkriegs in Mosambik bei. (KNA)