Küng zieht sich zurück
Der katholische Theologie-Professor will sich jetzt mehr Zeit zum Schreiben seiner Bücher nehmen. Sein Leben lang hat er sich als unbequemer Querdenker in der Kirche eingemischt. Jetzt zieht Hans Küng einen Schlussstrich. Mit 85 Jahren zieht er sich weitgehend ins Private zurück.
Küng ist mit seiner Kritik am Vatikan und seiner Forderung nach Veränderungen in der Kirche zum Vordenker vieler reformorientierter Katholiken geworden. Er war einer der bedeutendsten Kritiker der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Doch die Stiftung ist sein wohl wichtigstes theologisches Projekt.
Der gebürtige Schweizer ist der geistige Vater der Weltethos-Idee, die nach gemeinsamen Moralvorstellungen aller Menschen sucht.
"Kein Überleben ohne Weltethos"
Dieses Streben nach einer gemeinsamen Ethik dürfe niemals nachlassen, gab Küng den Zuhörern seiner Abschiedsrede mit auf den Weg. Es gebe "kein Überleben unseres Globus in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit ohne ein globales Ethos, ein Weltethos", sagte er.
Sein Nachfolger als Stiftungspräsident wird der Präsident des Staatsgerichtshofs Baden-Württemberg, Eberhard Stilz. Der Jurist soll weniger theologisch arbeiten, sondern der Stiftung vor allem bei ihrem geplanten Wachstumskurs im Ausland helfen.
"Ein zweiter Hans Küng braucht nicht noch einmal geboren zu werden. Seine Gedanken, seine geistigen Werke sind da und sie bleiben", sagte Stilz. Entscheidend sei, den Gedanken des Weltethos aus der Religion auch auf ganz andere Lebensbereiche zu übertragen, sagte der Jurist.
Küng bleibt Ehrenpräsident der Stiftung. Sein nächstes Projekt sei, den dritten Band seiner Memoiren fertigzuschreiben, der im Oktober erscheinen soll. (dpa)