Felix Neumann über Lady Gagas Glaubenszeugnis

Kein Club nur für Heilige

Veröffentlicht am 12.05.2016 um 00:01 Uhr – Von Felix Neumann – Lesedauer: 
Standpunkt

Bonn ‐ Felix Neumann über Lady Gagas Glaubenszeugnis

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Vor fast vier Jahren titelten wir noch "Papst macht Lady Gaga Konkurrenz" - damals ging Papst Benedikt XVI. als @pontifex auf Twitter online. Wer hätte gedacht, dass wir heute umgekehrt titeln könnten: "Lady Gaga macht Papst Konkurrenz" - und zwar wieder in sozialen Medien?

Die Sängerin veröffentlichte auf Facebook und Instagram ein Foto mit dem Pfarrer ihrer Gemeinde: "Danke, Pfarrer Duffel, für die wie immer schöne Predigt. Es hat mich so bewegt, als sie sagten 'Die Eucharistie ist kein Lohn für Perfekte, sondern Nahrung, die uns Gott gibt'." Das ist es, was Papst Franziskus in Evangelii Gaudium schreibt: "Die Eucharistie ist [...] nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen."

Was Franziskus über die Sakramente und Gottes Barmherzigkeit sagt, wirkt nach, berührt Menschen: Auch Lady Gaga - und viele der Menschen, die sie in den sozialen Medien erreicht.

Ist die Künstlerin mit dem Hang zu schrillen Auftritten und offenherzigen Outfits wirklich die richtige, um über Gottes Gnade zu sprechen? Sie ist genau die richtige - und es ist völlig unnötig, zu überlegen, ob es sich nun gehört, ob es angebracht ist, dass sie so zur Glaubenszeugin wird. Das Evangelium Jesu Christi ist nämlich kein Club nur für Heilige - das ist Lady Gaga wahrscheinlich so wenig wie Sie und ich. Das Evangelium wird weitergetragen von den Menschen, die sich von seiner Botschaft berühren lassen - und das ist hier gelungen.

Plötzlich taucht bei Millionen von Menschen im Facebook-Account ein Glaubenszeugnis auf, in dem Lady Gaga über die Eucharistie spricht. Besonders beeindruckend auch, dass sie es nicht dabei bewenden lässt: Auf Instagram fasst sie nach und antwortet auf Kritiker mit dem Bild der Sünderin, die bei Jesus Trost findet - fast schon eine biblische Katechese.

Sie erreicht so ganz andere Menschen, als es die Kirche sonst vermag. Menschen, die - auch da ist sie sicherlich ganz nah bei Franziskus - sich vielleicht dringender nach Barmherzigkeit und dem Zuspruch Gottes sehnen als die, die jeden Sonntag eine Predigt hören. Ein Kommentar spricht eine besonders deutliche Sprache: "Ich habe seit Jahren nicht die Eucharistie empfangen, weil ich mich schmutzig gefühlt habe - aber Deine Nachricht hat verändert, wie ich über mich und mein Leben denke."

Was kann eine Predigt mehr erreichen?

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.
Von Felix Neumann