Die zahlreichen Freiwilligen sind auf dem Katholikentag unersetzlich

Helfer für den Herrn und seine Gläubigen

Veröffentlicht am 27.05.2016 um 18:30 Uhr – Von Johanna Heckeley – Lesedauer: 
Katholikentag

Leipzig ‐ Wenig Schlaf, viel zu tun und keine Bezahlung - trotzdem helfen viele beim Katholikentag in Leipzig freiwillig mit, und das sogar leidenschaftlich gerne. Was treibt sie an, was motiviert sie?

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Gerade ist es ruhig im Pressezentrum. Béatrice Sallamon, Caroline Busch und Nico Schnettker haben Zeit, sich in die breiten Sessel in der Mitte des Alten Landratsamts zu setzen. "Gestern sind wir 17 Kilometer gelaufen, das habe ich mit meinem Smartphone gemessen", erzählt Béatrice Sallamon, "für Botengänge und auch einmal über die Kirchentagsmeile". Im Pressezentrum sind sie unter anderem für die Einlasskontrolle, aber auch die Getränkeversorgung zuständig, "also für was die anderen, die hier arbeiten, keine Zeit haben", erklärt Caroline Busch. Auch beim Erstellen des Katholikentags-Pressespiegels haben sie schon mitgeholfen. "Es ist interessant, hier mal hinter die Kulissen zu schauen, wie die Pressearbeit so funktioniert", meint Béatrice Sallamon. Die beiden 16-Jährigen sind das erste Mal bei einem Katholikentag dabei. Nico Schnettker hingegen hat schon mehrere Einsätze als freiwilliger Helfer hinter sich. "Mir ist die Mitarbeit in der katholischen Kirche sehr wichtig", erklärt der 19-Jährige. "Man sollte die Jugend generell mehr in der Kirche miteinbeziehen. Ich sehe das jeden Sonntag: Es sind so wenig Leute in der Messe, und die, die da sind, haben fast alle graue Haare." Er ist sich sicher: "Wenn man gute Möglichkeiten zur Mitarbeit schafft, könnten wir mehr Jugendliche in die Kirche bringen."

Ein besonderes Gespräch

Alle drei Troisdorfer, die in ihrer Heimatgemeinde im Rheinland Messdiener sind, freuen sich, in Leipzig auf andere junge Katholiken zu treffen. "Wir verstehen uns echt gut mit allen", meint Caroline Busch. Nico Schnetter hat die Vielfalt der Teilnehmer erstaunt: "Ich bin überrascht, dass sich Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen für den Katholikentag interessieren." Neben dem Kennenlernen von Leipzig habe er sich genau dieses Zusammentreffen auf der Veranstaltung erhofft. Ganz besonders ist ihm eine Unterhaltung mit einem Atheisten im Gedächtnis geblieben. "Wir sind durch Zufall ins Gespräch gekommen. Und er hat mir erzählt, dass er sich einfach mal auf Gott einlässt. Ich hätte ja nicht gedacht, dass sich ein solches Gespräch ergibt!" Béatrice Sallamon ist beeindruckt von der andächtigen Stimmung in der Eröffnungsmesse: "Dass das geht, dass so viele Menschen so ruhig sein können!" Die Zeit in Leipzig werden alle drei wohl nicht so schnell vergessen. Und auch, wenn es für sie wenig Schlaf und lange Wege bedeutet, wissen sie schon jetzt: "Wir wollen auf jeden Fall nochmal dabei sein!"

Norbert Reyer vor der Propsteikirche
Bild: ©katholisch.de

Norbert Reyer hilft bei der Einlasskontrolle mit.

"Ich helfe immer", meint Norbert Reyer. "Ob bei den Katholikentagen oder den evangelischen Kirchentagen, das ist egal." Auf wie vielen Veranstaltungen er schon mitgewirkt hat, kann er nicht sagen. "Ich habe aufgehört zu zählen." Das sei auch nicht wichtig: "Ich will mit meiner Mithilfe dem Herrn dienen." In Leipzig steht der Münchner nun vor der Propsteikirche und macht die Einlasskontrolle für die Veranstaltungen des Katholikentags. "Das ist gut so, denn ich bin ja nicht ortskundig. Bei anderen Aufgaben sollte man sich nämlich in der Stadt auskennen." Die meisten Teilnehmer, die ihm an der Tür begegnen, seien freundlich, aber hin und wieder habe er es auch mit ungeduldigen oder schlecht gelaunten Menschen zu tun. "Ich versuche immer, meine gute Laune zu behalten. Wenn ich lache, lachen die die anderen auch oft wieder."

Weil er schon auf so vielen Kirchen- und Katholikentagen mitgeholfen hat, trifft Norbert Reyer bei jeder dieser Veranstaltungen auf Freunde. "Ich bin schon bekannt als der Helfer-Norbert", sagt er schmunzelnd. Dieses Jahr fährt er am Sonntag erst spät nach München zurück, denn er wolle selbstverständlich noch beim Abbau helfen. Als Rentner sei er zeitlich auch etwas freier. Ob es Unterschiede gibt zwischen den Kirchen- und den Katholikentagen? Er schüttelt den Kopf. "Die Stimmung ist immer gut. Es unterscheidet sich nur beim Abendmahl." Das Abendmahl? "Ich bin evangelisch." Er winkt ab. "Aber das ist nicht wichtig."

Peter Conrad
Bild: ©katholisch.de

Peter Conrad sortiert die Schals vor.

Die grasgrünen Katholikentagsschals aus der Kiste räumen, dann aus der Plastiktüte auspacken und ausgebreitet aufhängen: Die Aufgabe von Peter Conrad im Helferzentrum ist eigentlich nicht besonders spannend. Aber den Helfer in Pfadfinderkluft stört das nicht. "Es macht Spaß, weil ich gerne mit den anderen Helfern zusammen bin. Außerdem gibt es Verpflegung", sagt er mit einem Augenzwinkern. Ehrenamtlich engagiert er sich bei der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg, ist dort Wölflingsleiter. Seine Entscheidung, auf dem Katholikentag zu helfen, sei aber ganz spontan gefallen. "Ich habe den Aufruf auf der Facebook-Seite gelesen und mich angemeldet." Jetzt ist der junge Westerwälder, der demnächst eine Ausbildung als Erzieher beginnen will, glücklich, dabei zu sein: "Es ist total interessant. Und hier im Helferzentrum sieht man, was hinter den Kulissen abgeht." Auch die Vielfalt der Teilnehmer gefalle ihm. Gleich wird er selbst noch mit Schals um den Hals und Sammelbüchse durch die Leipziger Innenstadt laufen und sie den Katholikentagsteilnehmern anbieten. Und auch er will beim nächsten Katholikentag wieder als Helfer dabeisein: "Ich kann es jedem nur empfehlen."

Von Johanna Heckeley