Seht, da sind die Bischöfe
Bode möchte Macht in der Kirche neu definieren
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode fordert eine neue Definition von Macht und Leitungsverantwortung in der Kirche. "Ein Priester ist nicht der oberste Manager, der alles zu sagen hat in allen Bereichen", sagte der Vorsitzende der Frauenkommission der Deutschen Bischofskonferenz am Samstag. Statt als "Allround-Manager" müsse der Priester vielmehr als geistlicher Impulsgeber verstanden werden.
Der Bischof begrüßte die von Papst Franziskus angestoßene Diskussion über ein Frauendiakonat. Damit würden aber automatisch auch weitergehende Fragen aufgeworfen, etwa die erst vor 50 Jahren beim Zweiten Vatikanischen Konzil festgelegte Dreistufigkeit des kirchlichen Weiheamtes in Bischof, Priester und Diakon. Bode wandte sich dagegen, das derzeitige Diakonenamt einfach auf Frauen zu übertragen. Vielmehr müsse Verantwortung in der Kirche unter dem Aspekt der verschiedenen Charismen zusammengefügt werden.
Höchste Verantwortung in der katholischen Kirche dürfe nicht nur an die Weiheämter gebunden sein, so Bode. Er plädierte für Modelle von Leitungsteams, in denen Geistliche und nicht geweihte Christen zusammenwirken. Der Mangel an Geistlichen führe in der Praxis ohnehin schon zur Entwicklung solch neuer Strukturen.
Wiesemann: Kirchen müssen mehr für sichtbare Einheit tun
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat die Kirchen zu mehr Engagement für eine "sichtbare Einheit" aufgerufen. Dazu fehlten derzeit "in weiten Bereichen die Visionen", räumte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland am Samstag ein. Auf einem Podium des Katholikentags zu "15 Jahre Charta Oecumenica" erinnerte er daran, dass dieses Dokument der Kirchen in Europa nicht nur "einen lockeren Verbund" zum Ziel gesetzt habe.
Wiesemann betonte, mehr sichtbare Einheit müsse einschließen, "dass jede Kirche ihre Traditionen einbringen kann". Dies dürfe aber nicht bedeuten, "kleinkariert und stur an Strukturen festzuhalten". Sonst wachse die Gefahr, dass aus der säkularen Gesellschaft Druck zu mehr Gemeinsamkeit komme. Als Beispiel nannte der Bischof Forderungen, anstelle des konfessionellen Religionsunterrichts ein Einheitsfach einzuführen. Wiesemann plädierte zugleich für mehr kooperative Projekte des katholischen und evangelischen Unterrichts.
Der ACK-Vorsitzende hob den "Bewusstseinswandel" hervor, den die Ökumene-Charta eingeleitet habe. Die Kirchen hätten sich darin verpflichtet, so weit wie möglich gemeinsam zu handeln und dabei auch die kleineren christlichen Gemeinschaften einzubeziehen. Wenn dies etwa wegen Glaubensunterschieden nicht möglich sei, müsse dies begründet werden. Im Unterschied zu anderen Dokumenten der Ökumene habe die Charta auch "nach unten gewirkt" und konkrete Folgen gehabt, so Wiesemann weiter. So habe sie zu konfessionsübergreifenden Feiern zu Ostern und Pfingsten, diakonischen Projekten und gemeinsamer Ausbildung von Seelsorgern ermutigt. Auch habe die Charta bereits vor 15 Jahren zum interreligiösen Dialog aufgerufen.
Lehmann gegen oberflächliche Kircheneinheit
Gegen eine vorschnelle Überwindung der von Martin Luther ausgelösten Kirchenspaltung hat sich Kardinal Karl Lehmann ausgesprochen. Um zu einer echten Kircheneinheit mit gemeinsamen Ämtern und Sakramenten zu kommen, sei zuerst eine vertiefte Einheit im Glauben nötig, sagte der frühere Mainzer Bischof am Freitag in Leipzig. Die bislang erreichte versöhnte Verschiedenheit der Kirchen sei bereits ein großer Fortschritt, den es zu vertiefen gelte.
Lehmann erteilte damit dem Ökumene-Vorschlag von Bundestagspräsident Norbert Lammert eine Absage. Dieser fordert seit 2012 zusammen mit anderen Politikern und Prominenten, die beiden großen Kirchen in Deutschland sollten sich vereinigen, da es zwischen ihnen nur noch zweitrangige theologische Differenzen gebe.
Besorgt zeigte sich Lehmann über teils halbleere Hallen trotz prominenter Politiker. "Man wird das sorgfältig untersuchen müssen", sagte der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. Bei Auftritten etwa der Bundesminister Thomas de Maiziere (CDU) und Andrea Nahles (SPD) waren zuvor viele Plätze leergeblieben. Lehmann nannte als mögliche Ursachen nicht nur "die übliche Verdrossenheit", sondern auch "ein Stück weit Hoffnungslosigkeit". Manche Menschen zögen sich von aktuellen Themen wohl zurück. Er sehe aber eine Gefahr darin, wenn ihr Interesse daran dauerhaft nachlasse.
Overbeck: Religionen sollen gemeinsam Menschenrechte fördern
Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck ruft Christen, Juden und Muslime auf, sich gemeinsam für die Menschenrechte stark zu machen. In einer zunehmend nichtreligiösen Gesellschaft werde dies immer wichtiger, sagte der Essener Bischof am Freitag.
Menschenwürde und Menschenrechte seien Voraussetzungen für die ethische Maxime eines gerechten Friedens für alle, so Overbeck. Leider weise in der Weltpolitik "derzeit nichts darauf hin, dass diese Forderung handlungsleitend wäre". In der öffentlichen Debatte über das Verhältnis von Religion und Gewalt seien zwei Extrempositionen zu vermeiden, forderte Overbeck. Die eine unterstelle, dass Religionen grundsätzlich Konflikte hervorbringen oder zumindest befeuern; die andere versuche, aus der Religion stets das Opfer zu machen.
Schick plädiert für mehr weltkirchliches Engagement
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat dazu aufgerufen, Mission und weltkirchliches Engagement zu verstärken. Die Botschaft des Evangeliums sei das beste Heilmittel in Krisenzeiten, sagte der Vorsitzende der Weltkirche-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz am Freitag.
Besonders notwendig sei die Hilfe für bedrängte Christen und für Flüchtlinge, die "nach Europa kommen und willkommen geheißen und integriert werden müssen". Schick bezeichnete es als entscheidend, in den Heimatländern der Flüchtlinge bessere Lebensbedingungen und Frieden zu schaffen. Zugleich appellierte er dazu, "Werke der Barmherzigkeit" zu tun. Weltkirchlicher Einsatz bereichere und gebe sowohl den Christen wie den Kirchen mehr Sinn und Selbstbewusstsein.
Hanke: Umkehr ist mehr als Glühbirnen wechseln
Die von Papst Franziskus in seiner Enzyklika "Laudato si" geforderte Umkehr umfasst nach Auffassung des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke mehr als bloß eine Veränderung der Konsumgewohnheiten. "Es genügt nicht, die Glühbirnen auszutauschen und den Stromanbieter zu wechseln. Was der Papst fordert, ist eine umfassende Umkehr der Köpfe und Herzen", erklärte Hanke am Freitag. Es gehe um eine neue Spiritualität, die in der Konsequenz auch den Alltag verändern werde.
Der frühere Benediktiner-Abt berichtete, dass die Enzyklika auch das Denken und Handeln innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz zu verändern begonnen habe. Es bleibe aber noch ein weiter Weg zu gehen.
Der Chef der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, Bernd Hagenkord, bemängelte, dass "Laudato si" auch in Deutschland nur aus dem eingeschränkten Blickwinkel der eigenen politischen und wirtschaftlichen Situation interpretiert werde. Seit der Enzyklika sei die Verknüpfung der Fragen von Ökologie und Gerechtigkeit kein "privates Hobby" kleiner Gruppen mehr, sondern gehöre zum Kern der päpstlichen Lehre.
Genn denkt schon an nächsten Katholikentag
Zwar ist der 100. Katholikentag in Leipzig noch in vollem Gange, doch Münsters Bischof Felix Genn wirft bereits einen Blick voraus auf das Christentreffen 2018 in seinem Bistum. "Ohne, dass es schon ein Motto gibt, das Thema Frieden wird 370 Jahre nach dem Schluss des Westfälischen Friedens 1648 bestimmt eine Rolle spielen", sagte Genn am Freitag am Stand des Bistums Münster auf der Leipziger Kirchenmeile.
Der Westfälische Friede wurde 1648 in den Städten Münster und Osnabrück geschlossen. Er markierte das Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Der 101. Katholikentag findet vom 9. bis 13. Mai 2018 in Münster statt. Das aktuelle 100. Katholikentreffen in Leipzig unter dem Motto "Seht, da ist der Mensch" dauert noch bis Sonntag. (bod/KNA)