Späterer Kardinal Adam Kozlowiecki war in Auschwitz und Dachau

Priestertagebuch aus dem KZ erscheint auf Deutsch

Veröffentlicht am 12.06.2016 um 15:03 Uhr – Lesedauer: 
Geschichte

München/Regensburg ‐ Sechs Jahre lang war der Jesuit und spätere Kardinal Adam Kozlowiecki in den Konzentrationslagern Auschwitz und Dachau inhaftiert. Sein Tagebuch aus der KZ-Zeit erschien nun auf Deutsch.

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Der Jesuit Kozlowiecki war von 1939 bis zum Kriegsende in den Konzentrationslagern Auschwitz und Dachau eingesperrt. In Dachau führten die Nationalsozialisten Priesterhäftlinge aus ganz Europa zusammen. In Form eines Tagebuchs brachte der Geistliche, der später als Missionar nach Afrika ging, seine Erinnerungen an diese Zeit nach dem Krieg zu Papier. Papst Johannes Paul II. ernannte Kozlowiecki 1998 zum Kardinal.

Der deutsche Titel des Buches lautet "Not und Bedrängnis", hat 688 Seiten und ist beim Regensburger Verlag Friedrich Pustet erschienen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, hat ein Geleitwort beigesteuert.

"Angenehm unfromme" Schilderungen

Der Münchner Gedenkstättenseelsorger Ludwig Schmidinger sieht in dem "hohen Maß an Selbstreflexion" den besonderen und bleibenden Wert der Veröffentlichung. "Angenehm unfromm" schildere Kozlowiecki Auseinandersetzungen mit Mithäftlingen anderer Nationalität, sogenannten Funktionshäftlingen und auch dem Wachpersonal, sagte Schmidinger der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dabei sei "faszinierend", wie sich der Autor darum bemühe, aus Klischees und Verallgemeinerungen herauszukommen. Aus seiner eigenen Neigung zu Hass und Rache mache Kozlowiecki keinen Hehl. Letztlich erinnere er sich aber immer wieder seiner Berufung als Christ. (KNA)

Linktipp: Seine einzige Messe feierte er im KZ

Der Glaube von Karl Leisner hatte auch im Konzentrationslager Bestand: "... aber zwingen laß ich mich nicht, denn ich bin frei", schrieb er in seinem Tagebuch. Vor 70 Jahren starb der einzige Priester, der in einem KZ geweiht wurde.