Benedikt: Franziskus' Güte berührt mich
Die "göttliche Vorsehung" habe gewollt, dass Benedikt XVI. von seinem Wohnsitz in den vatikanischen Gärten aus "Ruhe, Frieden, Kraft, Vertrauen, Reife und Glaube, sowie Hingabe und Treue" ausstrahle, die ihm, Franziskus, sehr gut täten und der ganzen Kirche Kraft gäben, so der Papst. In freier Rede fügte er hinzu, dass von Benedikt XVI. auch ein "fröhlicher Sinn für Humor" ausgehe. Die Liebe Gottes und der Glaube ermöglichten es, "die Zukunft ohne Angst und Sehnsucht zu betrachten", sondern mit "Fröhlichkeit, auch in den bereits fortgeschrittenen Lebensjahren", so Franziskus.
Benedikt XVI. sei im Kloster der vatikanischen Gärten keinesfalls "in eine vergessene Ecke" abgeschoben, wie die heutige "Wegwerfkultur" es mit älteren und schwächeren Menschen gerne mache. Der emeritierte Papst, der die Kirche von 2005 bis 2013 leitete, verfolgte die Ansprache ruhig von seinem Platz zur Seite des Podestes mit dem Papstsitz aus. Am Ende der Rede lächelte der 89-Jährige, dann umarmten er und Franziskus sich.
Benedikt XVI.: Ich fühle mich beschützt
Benedikt XVI. sagte in seinen Dankesworten, Priester sollten "zur Wandlung der Welt" beitragen. Sie müssten dafür sorgen, dass es "nicht eine Welt des Todes sondern des Lebens" sei, in der die "Liebe den Tod überwunden" habe. Besonders dankte er dem Papst, der ihn mit seiner "Güte seit dem ersten Moment der Wahl in jedem Moment des Lebens wirklich und innerlich" berühre. Mehr noch als die Schönheit der vatikanischen Gärten sei Franziskus' Güte ihm eine Heimat, so der emeritierte Papst. "Ich fühle mich beschützt." Er hoffe, dass Franziskus "gemeinsam mit uns allen" auf dem Weg der "Göttlichen Barmherzigkeit" weitergehen könne.
Der emeritierte Papst dankte zudem Kardinaldekan Angelo Sodano, der in seiner Rede die Priesterweihe von 1951 hatte Revue passieren lassen. Diese Worte hätten sein Herz berührt und ihn den Moment der Priesterweihe sowie seines Besuchs in Freising 2006 noch einmal erleben lassen, so Benedikt XVI. Bei Kardinal Gerhard Ludwig Müller bedankte sich der emeritierte Papst für die Unterstützung bei der Vorstellung seiner Predigtsammlung über das Priestertum "Die Liebe Gottes lehren und lernen". Müller hatte sich in seiner Rede darauf bezogen und Benedikt XVI. eine Ausgabe überreicht. (KNA)
Linktipp: So denkt Benedikt XVI. über das Priesteramt
Am Mittwoch vor 65 Jahren wurde Benedikt XVI. zum Priester geweiht. Doch wie sehr prägt das Priestersein den Wissenschaftler Ratzinger? Antworten gibt Markus Schaller vom Institut Papst Benedikt XVI.Dokumentation: Die Dankesworte von Benedikt XVI.
Mit einer Feierstunde wurde im Vatikan am Dienstag das 65-jährige Priesterjubiläum des emeritierten Papstes Benedikt XVI. begangen. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentierte seine auf Italienisch gesprochenen Dankesworte an Papst Franziskus und die Gäste in einer eigenen Übersetzung:
Heiliger Vater, liebe Mitbrüder, vor 65 Jahren beschloss ein Mitbruder, der mit mir geweiht wurde, auf sein Primizbild neben dem Namen und den Daten nur ein Wort zu schreiben, auf Griechisch: "Eucharistomen" ("wir danken") - überzeugt, dass mit diesem Wort in allen seinen Dimensionen schon alles gesagt ist, was man in diesem Augenblick sagen kann. "Eucharistomen" meint ein menschliches Danke, danke allen. Danke vor allem Ihnen, Heiliger Vater! Vom Moment Ihrer Wahl an, jeden Moment meines Lebens hier berührt mich Ihre Güte, trägt mich wirklich, innerlich. Mehr als die Vatikanischen Gärten mit ihrer Schönheit ist Ihre Güte der Ort, wo ich wohne: Ich fühle mich behütet. Danke auch für das Wort des Dankes, für alles. Hoffen wir, dass Sie mit uns allen auf diesem Weg der göttlichen Barmherzigkeit fortschreiten können und uns den Weg Jesu, den Weg zu Jesus weisen, zu Gott.
Danke auch Ihnen, Eminenz (Kardinal Angelo Sodano, Anm. d. Red.), für Ihre Worte, die wirklich das Herz anrühren: "Cor ad cor loquitur" ("Das Herz spricht zum Herzen", Anm. d. Red.). Sie haben sowohl die Stunde meiner Priesterweihe lebendig werden lassen als auch meinen Besuch in Freising 2006, wo ich sie noch einmal erlebt habe. Ich kann nur sagen, dass Sie so, mit diesen Worten, den Kern meiner Vision des Priesteramtes ausgedrückt haben, meines Wirkens. Ich bin Ihnen dankbar für das Band der Freundschaft, das schon so lange bis jetzt besteht, von Haus zu Haus. Es ist praktisch gegenwärtig und spürbar.
Danke, Kardinal Müller (Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, Anm. d. Red.), für die Arbeit, die Sie zur Darbietung meiner Schriften zum Priesteramt tun. Mit ihnen möchte ich auch den Mitbrüdern helfen, immer neu in das Geheimnis einzutreten, in dem der Herr sich in unsere Hände gibt.
"Eucharistomen": In diesem Moment wollte mein Freund Berger (Rupert Berger, Kurskollege der Ratzinger-Brüder, Anm. d. Red.) nicht nur auf die Dimension des menschlichen Dankes hinweisen, sondern natürlich auch auf das tiefste Wort, das sich verbirgt und erscheint in der Liturgie, der Heiligen Schrift, in den Worten "gratias agens benedixit fregit deditque" ("er sagte Dank, brach das Brot und reichte es seinen Jüngern" - aus dem Hochgebet der Messe, Anm. d. Red.).
"Eucharistomen" verweist uns auf diese Realität des Dankes, auf diese neue Dimension, die Christus gegeben hat. Er hat das Kreuz, das Leiden, alles Übel der Welt in Dank und so in Segen verwandelt. Und so hat er grundlegend das Leben und die Welt verwandelt, hat gegeben und gibt uns täglich das Brot des wahren Lebens, das die Welt überwindet dank der Kraft seiner Liebe.
Am Ende wollen wir uns hineinfügen in dieses "Danke" des Herrn, und so wirklich die Neuheit des Lebens empfangen und zur Verwandlung (wörtlich "Transsubstantiation", Anm. d. Red.) der Welt helfen: auf dass sie eine Welt nicht des Todes, sondern des Lebens sei, eine Welt, in der die Liebe den Tod besiegt hat.
Danke Ihnen allen. Der Herr segne uns alle. Danke, Heiliger Vater.