Franziskus verfügt Trennung zwischen Güterverwaltung und Aufsicht

Papst will transparentere Immobilienverwaltung

Veröffentlicht am 09.07.2016 um 16:54 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Vatikanstadt ‐ Der Papst will stärker gegen Missmanagement und Vetternwirtschaft in der vatikanischen Immobilienverwaltung vorgehen. Mit einem Erlass verfügte Franziskus eine strikte Trennung zwischen Güterverwaltung und Aufsicht.

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Die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (Apsa) ist demnach künftig ausschließlich für die Verwaltung zuständig, die Wirtschaftsprüfung obliegt ausschließlich dem vatikanischen Wirtschaftssekretariat. Das Gleiche gelte für die Vermögensverwaltung insgesamt sowie finanzielle Transaktionen.

Franziskus ermahnt in seinem Erlass dazu, das kirchliche Vermögen ausschließlich für kultische und karitative Zwecke sowie zur Unterstützung des Klerus zu verwenden. Besonders hebt er den "Dienst an den Armen" hervor. Die Kirche müsse "größte Aufmerksamkeit" darauf verwenden, dass ihre wirtschaftlichen Ressourcen stets für diese Zwecke eingesetzt würden, heißt es in dem sogenannten "Motu proprio". Es trägt den Titel "Die weltlichen Güter".

Vatikan: Papst setzt seinen Weg fort

Interne vatikanische Unterlagen, die in zwei im November erschienenen Enthüllungsbüchern veröffentlicht wurden, offenbarten erhebliche Missstände in der Immobilienverwaltung. Demnach bezahlten etwa zumindest bis 2013 einige Mieter für vatikanische Wohnungen in römischen Top-Lagen nur wenige Euro. Der Gesamtwert der vatikanischen Immobilien beträgt laut diesen Unterlagen geschätzte vier Milliarden Euro. Die Apsa verwaltet nur einen Teil des vatikanischen Immobilienbesitzes. Zugleich erfüllt sie die Aufgabe einer Zentralbank und zahlt die Gehälter der vatikanischen Angestellten aus.

Linktipp: Freiheitsstrafen für die Hauptangeklagten

Die zwei Enthüllungsbücher führten zum zweiten Vatileaks-Prozess im Vatikan. Am Donnerstag sind die Hauptangeklagten zu mehrmonatigen Freiheitsstrafen verurteilt worden - darunter auch ein Priester. Für die Mitangeklagten gab es dagegen Freisprüche - auch für die Journalisten.

Der damalige Chefbuchhalter der Apsa, Nunzio Scarano, wurde im Sommer 2013 von der italienischen Justiz verhaftet, weil er einen früheren Geheimdienstmann beauftragt haben soll, 20 Millionen Euro in einem Privatjet aus der Schweiz nach Italien zu schmuggeln. Gegen den Leiter der Apsa, Kardinal Domenico Calcagno, ermittelt derzeit die italienische Staatsanwaltschaft. Sie wirft ihm vor, in seiner Zeit als Bischof im norditalienischen Savona, durch fragwürdige Immobiliengeschäfte Millionenverluste verursacht zu haben.

Mit dem jüngsten Erlass setze der Papst den Weg fort, den er im Februar 2014 mit der Schaffung des Wirtschaftssekretariats, des Wirtschaftsrats und des Büros des Generalrevisors geschaffen habe, heißt es in einer vatikanischen Mitteilung. (KNA)