Papst sieht die Welt "im Krieg"
Auf dem Flug nach Polen äußerte er sich auch zu den jüngsten islamistischen Terroranschlägen: "Haben wir keine Angst, die Wahrheit zu sagen: Die Welt ist im Krieg, weil sie den Frieden verloren hat." Es sei jedoch kein Krieg der Religionen, sondern ein "Krieg der Interessen, des Geldes und der Ressourcen", betonte Franziskus. "Religionen befinden sich nie im Krieg, sie wollen immer den Frieden", so der Papst.
Den von zwei IS-Anhängern in einer Kirche nahe der nordfranzösischen Stadt Rouen ermordeten Geistlichen Jacques Hamel würdigte der Papst als "heiligen Priester". Wie er seien zahlreiche weitere Christen und auch Kinder getötet worden. Bereits seit geraumer Zeit befinde sich die Welt in einem "Krieg in Stücken", der nicht "organisch" sei, aber "organisiert", sagte der Papst. Als Beispiele nannte er Nigeria und Konflikte in Afrika insgesamt.
Der Weltjugendtag war am Dienstagabend mit einem Gottesdienst unter freiem Himmel im Beisein von 200.000 Pilgern eröffnet worden. Offiziell haben sich rund 368.000 Jugendliche und Begleiter aus der ganzen Welt dazu angemeldet. Die Organisatoren erwarten insgesamt bis zu zwei Millionen Teilnehmer. Höhepunkte sind die Papstbesuche im Wallfahrtsort Tschenstochau (Czestochowa) sowie im früheren deutschen Vernichtungslager Auschwitz. In Krakau sind am Wochenende ein Kreuzweg mit Jugendlichen und eine Gebetsnacht geplant, außerdem am Sonntag eine große Abschlussmesse mit dem Papst.
Der 31. Weltjugendtag steht unter dem Motto "Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden". Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick wies am Mittwoch in Krakau darauf hin, auch Armut und Menschenrechtsverletzungen seien verantwortlich für radikale Tendenzen. "Wir müssen insgesamt eine gerechtere Welt schaffen", so Schick. Dies erfordere auch einen Dialog der Religionen. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki rief WJT-Teilnehmer zum politischen Engagement auf. "Auf Euch kommt es an", betonte der Kardinal bei einem Treffen mit rund 500 Jugendlichen aus dem Erzbistum Köln und dem Bistum Trier. "Ihr seid die Zukunft Europas".
Woelki würdigt Verdienst von Johannes Paul II.
Insgesamt nehmen etwa 15.500 deutsche Jugendliche und junge Erwachsene am Weltjugendtag teil. Nach dem Beispiel von Papst Johannes Paul II., "dem Erfinder der Weltjugendtage", sollten sie die Gesellschaft nach christlichen Werten mitgestalten, sagte Woelki in Trzemesnia bei Krakau. Er hob den "unermesslichen Beitrag" von Johannes Paul II. zur Einigung Europas und zur Versöhnung zwischen Deutschen und Polen hervor. "Die wunderbare Gastfreundschaft, die ihr hier erfahrt, ist auch ihm zu verdanken", so Woelki. Es sei nicht selbstverständlich, dass der Weltjugendtag in einem vereinten und weitgehend friedlichen Europa stattfinde, "trotz aller Anschläge und dem Brexit".
Der 31. Weltjugendtag findet wegen der Terrorgefahr unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Mehr als 30.000 Angehörige von Polizei, Feuerwehr, Grenztruppen und Geheimdiensten sind nach Angaben des polnischen Innenministeriums vor Ort. (jhe/KNA)